DIE GESCHICHTE DER ELBCHAUSSEE

 

Die Geschichte der Elbchaussee beginnt in der Eiszeit. Die Endmoränen aus Skandinavien formten vor etwa 14.000 Jahren die Hügellandschaft, von der nördlich und südlich der Elbe noch einige „Berge“ zeugen. Das Schmelzwasser bildete einen reißenden Strom, der nach Westen floss. Die Wassermassen rissen viel Boden mit sich, und so entstand das Urstromtal der Elbe. Die Steilufer im Norden des Flusses sind zum Teil erodiert oder wurden in den letzten beiden Jahrhunderten so weit eingeebnet, dass malerische Abhänge entstanden sind. Der Geestrand ist an vielen Stellen noch zu erkennen. Dort stehen Landhäuser und Villen mit besonders schönem Elbblick.

Heutige Stadtteile wie Ottensen, Othmarschen und Blankenese entstanden vom 9. Jahrhundert an als kleine Bauerndörfer. Die Bauernfamilien lebten von Ackerbau und Viehzucht. Sie unterstanden direkt den Landesherren, waren also keine Leibeigene. Landesherr war seit dem 15. Jahrhundert der jeweilige dänische König, der in Personalunion auch Schleswig-Holstein regierte. Am Elbufer ließen sich Fischer nieder und bauten sich kleine Häuser, wie sie heute noch am Mühlenberg zu finden sind. Auch Lotsen siedelten sich in Elbnähe an, vor allem in Övelgönne.

Das Gebiet entlang des Sandweges, der einmal zur Elbchaussee werden sollte, war zunächst dünn besiedelt. Nachdem größere Waldflächen gerodet worden waren, um Äcker und Wiesen anzulegen, Holz zum Heizen zu schlagen und Häuser und Schiffe zu bauen, blieb westlich des Dorfes Blankenese eine sandige, kahle oder allenfalls von Heide bewachsene Landschaft zurück.

 

Als die reichen Städter kamen

 

Die Landreform von 1771 machte Land in Holstein zu einer Ware, die gekauft und verkauft werden konnte. Das eröffnete reichen Hamburger und Altonaer Kaufleuten die Möglichkeit, Land in den Elbgemeinden zu erwerben. Einer der ersten, der dies in großem Stil nutzte, war Caspar Voght, der in Klein Flottbek mehrere Bauerngehöfte erwarb und das Land in eine „ornamented farm“ nach englischem Vorbild verwandelte. Die wachsende Liebe zur Natur und zu einem Leben in der Natur, wie sie Rousseau propagierte, erfasste viele Familien in der Hamburger und Altonaer Oberschicht. Sie erwarben Bauernhöfe und begnügten sich zunächst damit, im Sommer in die bisherigen Bauernhäuser zu ziehen. Allmählich entstanden aber auch komfortable Landhäuser. Das „Zurück zur Natur“ verbanden diese Familien mit einem Leben im Komfort. Ohne eine große Zahl von Bediensteten, die nur bescheiden entlohnt wurden, waren dieses luxuriöse Leben und der Unterhalt der Parks nicht möglich.

Als Folge der Gewaltausbrüche nach dem Sturm auf die Bastille 1789 flüchteten viele reiche und gebildete Französinnen und Franzosen ins Ausland. Hamburg und Altona gehörten zu ihren bevorzugten Zielen. Hier lebten bereits zahlreiche niederländische und englische Familien. Viele Einwanderer zeichneten sich durch großen Unternehmensgeist aus. Sie bauten Handelshäuser mit internationalen Verbindungen, Reedereien und Banken auf. Manche kamen in kurzer Zeit zu großem Reichtum und investierten einen Teil davon in stattliche Landhäuser und Parks an der Elbchaussee. Die Roosens, Blackers, Godeffroys und Parishs bereicherten die Städte Hamburg und Altona nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mit ihrer Kultur und Lebensweise. Auch jüdische Einwandererfamilien waren unter den Landhausbesitzern, so die Teixeiras. Viele Architekten und Gartenarchitekten waren ebenfalls Migranten wie der Däne Christian Frederik Hansen. Bei der Anlage der Gärten und Parks orientierten sich auch reiche Einheimische an der französischen oder englischen Gartenkultur.

Diese Gartenkultur war immer auch ein Ausdruck der jeweiligen Vorstellungen von der Natur und den gesellschaftlichen Verhältnissen. Katrin Schmersahl schreibt in ihrem Buch „Hamburger Elbblicke“ über die Entstehung der englischen Landschaftsgärten an der Elbchaussee: „Als ästhetischer Ausdruck der Ideale der Aufklärung avancierte der englische Landschaftsgarten zu einer gepflanzten Kritik absolutistischer Herrschaft: In den streng formal gegliederten Gärten wurden die Pflanzen genauso beschnitten und gestutzt wie die Individuen im absolutistischen Ständestaat. ‚Die Natur pflanzt nichts nach der Schnur‘, ließ Rousseau Julie dozieren, die Heldin seines 1761 erschienenen Romans ‚Julie ou La Nouvelle Héloise‘. Die neue Gartenkunst beruhte nicht mehr auf den Prinzipien von Beherrschung und mathematischen Rationalität, sondern auf dem Prinzip der Freiheit.“

Den reichen Einwandererfamilien standen, so bemerkte es Paul Th. Hoffmann in seinem umfangreichen Werk „Die Elbchaussee“, die „Reichtümer aller Länder … zu Gebote“. Von den internationalen Verbindungen der Zugewanderten profitierten auch die schon lange heimischen Kaufleute. Dazu noch einmal Paul Th. Hoffmann: „Wenn in fernen Ländern und Erdteilen lange Zeit, zumal in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Deutschland wenig oder keinen Kredit genoss, der Hamburger Kaufmann hatte ihn.“ Mehrere Landhausbesitzer waren aktiv am Sklavenhandel und am Aufbau eines deutschen Kolonialreiches beteiligt. Paul Th. Hoffmann musste einräumen: „Ein Teil des Reichtums stammte z. B. aus dem Sklavenhandel.“ Andere Anwohner der Elbchaussee haben sich als Sozialreformer einen Namen gemacht, so der Industrielle und Konferenzrat Lawaetz. Nicht alle Menschen an der Elbchaussee und mehr noch der angrenzenden Straßen waren reich. Manche von ihnen sind als Gelehrte, Künstlerinnen und Künstler oder Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Erinnerung geblieben. Erst in jüngerer Zeit wird den Frauen, die an der Elbchaussee gewohnt haben, eine größere Aufmerksamkeit geschenkt. Darunter ist zum Beispiel Johanna Margaretha Sieveking, die inzwischen als Gastgeberin von großen Gesellschaften den Platz in der Geschichte der Aufklärung in Hamburg und Altona erhalten hat, der ihr gebührt.

Wie schön das Ergebnis von bewahrter Natur und in die Umgebung eingefügten Häusern anzusehen war, hat der Maler Karl Reinhardt 1855 in einem Bericht über einen Schiffsausflug von Hamburg nach Helgoland festgehalten: „… steigt rechts das Land hügelig empor und ist von den Gärten und Sommersitzen der Altonaer und Hamburger Geldmänner bedeckt. Eine fortlaufende Reihe von Villen, mit wunderschönen Eichen- und Buchengruppen untermischt und von einigen Windmühlen malerisch überragt, bietet dem Auge hier eine reizende Scenerie; zwischen den Bäumen am Ufer schauen meistens die kleinen nett gehaltenen Lootsenhäusern hervor … An Neumüh­len schließt sich Oevelgönne, oder ist eigentlich eine Fortsetzung desselben und endigt mit einem Schiffswerft. Von hier aus bis Teufelsbrück erstrecken sich bewaldete Abhänge, auf deren Gipfel Gärten und Landhäuser versteckt liegen. Bei Teufelsbrücke senkt sich der Abhang und läuft in eine kleine Fläche aus, die mit Gebäuden und Gärten dicht besetzt ist und ein parkähnliches Ansehen hat. Die Hügel erheben sich indeß sogleich wieder und steigen mehr und mehr bis an die Ortschaft Nienstedten. Nachdem wieder eine waldige Strecke gefolgt ist, kommt Bauer’s Garten, der sich bis Blankenese hinzieht, und den ein chinesischer Turm ziert oder verunziert, je nach dem Geschmack des Betrachters. Ein kleines Thal mit einer Wassermühle und einigen reizend liegenden Gebäuden ist gleichsam die Vorrede zu Blankenese, welches hier seinen Anfang hat.“

Mit dem Bau von immer mehr Landhäusern auf dem Geestrücken oberhalb der Elbe entstand auch ein Bedarf für eine Chaussee, um rasch nach Altona oder Hamburg reiten oder fahren zu können. Das war die Geburtsstunde der Elbchaussee. Die heutige Straße setzte sich bis Anfang der 1950er Jahre aus einem östlichen Teil von Ottensen bis Othmarschen mit dem Straßennamen „Flottbeker Chaussee“ und einem west­lichen Abschnitt von Othmarschen bis Blankenese mit dem Namen „Elbchaussee“ zusammen. Mit der Zusammenlegung der Straßen zur „Elbchaussee“ war auch eine Veränderung der Hausnummern verbunden. Ich habe mich den Verfassern von Beiträgen und Büchern über diese Straße angeschlossen, die auch in historischen Betrachtungen die Straße insgesamt als Elbchaussee bezeichnen und die heutigen Hausnummern verwenden.

 

Vom Feldweg zur Chaussee der Reichen

 

Die Elbchaussee war wie erwähnt ursprünglich ein sandiger Feldweg. Wohlhabende und reiche Hamburger und Altonaer Kaufmannsfamilien mit Landhäusern  gründeten 1829 einen Wegebauverein. Sie ließen den Weg auf eigene Kosten zu einer schmalen Chaussee ausbauen. Von Ende der 1850er Jahre an boten vierspännige elegante Pferde­omnibusse den Anwohnern der Privatstraße und ihren Besuchern eine komfortable Möglichkeit, in die Stadt zu fahren. Um die Unterhaltskosten der Privatstraße abzudecken, führten die Mitglieder des Wegebauvereins mit staatlicher Billigung ein Wegegeld ein. Wer die Elbchaussee nutzen wollte und nicht zu Fuß unterwegs war, musste zu bestimmten Zeiten dafür zahlen. Es gab mehrere Schlagbäume, einen davon an der Straße Schlagbaumtwiete in Othmarschen. Das ist eine schmale Wohnstraße parallel zum Halbmondweg. Erst von 1891 an war für die ganze Elbchaussee kein Wegegeld mehr zu zahlen.

Die heutigen Debatten über den Autoverkehr auf der Elbchaussee hatten einen historischen Vorläufer. Nachdem 1898 das erste Auto die Chaussee hinunterknatterte und danach die Zahl der Kraftfahrzeuge allmählich zunahm, sahen sich die reichen Anwohner durch den Lärm gestört. Sie setzten 1904 durch, dass der Autoverkehr nur zu bestimmten Zeiten erlaubt war. Von 1912 an galt zudem eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km pro Stunden. Erst im Zweiten Weltkrieg hat man die Beschränkungen für den Autoverkehr aufgehoben. Heute gehört die Elbchaussee mit täglich bis zu 45.000 Fahrzeugen zu den meistbefahrenen Straßen der Stadt.

 

Wie die Elbchaussee zu einer Hamburger Straße wurde

 

Die politischen Verhältnisse an der Elbchaussee änderten sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach. Nachdem 1848 der Versuch vieler Schleswig-Holsteiner gescheitert war, die Herrschaft des dänischen Königs gewaltsam zu beenden, gelang das 1864 mit Unterstützung Preußens und Österreichs, die nun das Land beherrschten. Schleswig wurde vom preußischen König regiert, Holstein vom Kaiser in Wien. Zwei Jahre später verlor Österreich den Krieg gegen Preußen. Nun war ganz Schleswig-Holstein eine preußische Provinz.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 blieb Schleswig-Holstein ein Teil Preußens. Das sollte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht ändern. Wer von den Bauherren an der Elbchaussee seine Nähe zu den Hohenzollern-Herrschern in Berlin zeigen wollte, der errichtete sein Landhaus im preußisch-klassizistischen Stil. In der Gründerzeit nach dem Sieg über Frankreich 1871 boomte zunächst nicht nur die Wirtschaft, sondern die Hamburger und Altonaer Kaufleute bauten nun besonders große klassizistische Landhäuser. Viele von ihnen waren protzig, nur wenige werden heute noch als schön angesehen.

An der Elbchaussee veränderten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die örtlichen politischen Verhältnisse. 1871 schlossen sich Ottensen und Neumühlen zu einer Gemeinde zusammen, sodass nun die weitere Expansion der Hafen- und Fischereibetriebe in Neumühlen und der Industrieunternehmen in Ottensen von nur einer Kommune gefördert werden konnte. 1889 wurde diese Gemeinde von Altona geschluckt, danach auch Othmarschen.

Unter dem Altonaer Oberbürgermeister Max Brauer wuchs die Stadt 1927 erneut. Durch das „Unterelbe-Gesetz“ wurden Groß und Klein Flottbek, Nienstedten und Blankenese eingemeindet. Auch benachbarte, bisher selbstständige Kommunen wurden Teil von Altona, zum Beispiel Osdorf und Lurup. Die Wohngebiete entlang der Elbchaussee waren für Altona besonders wertvoll, ließen sich hier doch hohe Steuereinnahmen erzielen. 1938 ging auch die Selbstständigkeit Altonas durch das „Groß-Hamburg-Gesetz“ zu Ende. Nun wurde aus der Elbchaussee eine Hamburger Straße – eine der schönsten Straßen der Stadt, lautet bis heute das Urteil vieler Hamburgerinnen und Hamburger.

 

Verfolgung und Anpassung in der Nazizeit

 

Nicht der Anschluss Altonas an Hamburg hat das Leben der Menschen an der Elbchaussee dramatisch verändert, sondern der Machtantritt der Nazis 1933 und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Altonas Oberbürgermeister Max Brauer und andere Nazigegner mussten ins Ausland flüchten oder wurden inhaftiert. Die Stolpersteine an der Elbchaussee und an den Nebenstraßen lassen ahnen, wie viele Menschen auch in den friedlich wirkenden Elbvororten verfolgt und ermordet wurden. An einige von ihnen wird in diesem Buch erinnert. Ebenso sollen auch jene nicht in Vergessenheit geraten, die aus Opportunismus oder Berechnung das Regime unterstützt haben.

Die Elbvororte gehörten lange Zeit nicht zu den Zielen alliierter Bombenangriffe, aber am 30. Oktober 1944 fielen in Groß Flottbek und Nienstedten zahlreiche Bomben und forderten viele Todesopfer. Nach dem Einmarsch britischer Truppen in Hamburg beschlagnahmten sie eine ganze Reihe von Villen an der Elbchaussee. Britische Offiziere logierten nun im Hotel „Jacob“. Die Eigentümer vieler Villen und Landhäuser wurden gezwungen, ausgebombte oder geflüchtete Menschen aufzunehmen. Es folgten die Gründung der Bundesrepublik und das „Wirtschaftswunder“. Viele derer, die in Hamburg in der Nachkriegszeit zu großem Reichtum kamen, kauften Villen und Landhäuser an der Elbchaussee, möglichst an der „nassen“ Seite der Straße und möglichst mit Elbblick.

 

„Rettet die Elbchaussee!“

 

Nicht nur zogen neue Reiche an die Elbchaussee, es veränderte sich auch das Aussehen der Straße gravierend. Viele  historische Landhäuser und Villen sind in den letzten Jahrzehnten abgerissen und durch Neubauten ersetzt worden. Eine Untersuchung des Häuserbestandes an der Elbchaussee ergab 2002, dass 44 % der heutigen Häuser seit 1950 gebaut worden sind. Fachleute kamen zu dem Urteil, dass fast alle neuen Häuser nicht zur Bebauung der Umgebung passen. Der Altonaer Baudezernent Reinhold Gütter äußerte 2003: „Viele Bauherren stimmen mit uns in der Erhaltung der Struktur der Elbchaussee überein. Doch wenn es an ihre Grundstücke geht, dann haben sie nur noch die Geschosszahl im Kopf.“ Mittlerweile stehen viele historische Gebäude unter Denkmalschutz, und für Teilbereiche der Elb­chaussee sind „Erhaltungssatzungen“ durchgesetzt worden, die es möglich machen, bei Abrissanträgen eine Veränderungssperre zu verhängen.

Allerdings: Am 9. März 2016 lautete eine Schlagzeile im „Hamburger Abendblatt“: „Die Villen verschwinden: Rettet die Elbchaussee!“ In dem Artikel wird beklagt: „Wo einst Villen standen, entstehen Lofts und Luxuswohnungen für Besserverdienende. Das Austauschbare verdrängt das Einzigartige, die Elbchaussee wird gesichtslos, geschichtslos … Der Dichter Detlev von Liliencron nannte die Elbchaussee einst die ‚schönste Straße der Welt‘. Viel Zeit bleibt nicht, diesen Ruf zu retten.“

Nicht nur Landhäuser und Villen werden zerstört, es ist auch immer wieder passiert, dass Bäume im Schutze der Dunkelheit gefällt wurden, um vom eigenen Anwesen aus einen freien Blick auf die Elbe zu erhalten. Wer von dem Baumfrevel profitiert, lässt sich häufig rasch erkennen, aber der Beweis für die Straftat fällt schwer. Auch ist zu befürchten, dass drohende Strafzahlungen die reichen Auftraggeber der Baumfällaktionen nicht abschrecken.

Wenn man bedenkt, wie manche der reichen Familien an der Elbchaussee zu ihrem Vermögen gekommen sind, welche Rolle manche (nicht alle!) von ihnen während der Nazizeit spielten und wie einige Anwohner illegal Bäume fällen ließen, um einen freien Elbblick zu gewinnen, dann verbietet es sich, von ihnen als den „besseren Kreisen der Gesellschaft“ zu sprechen. Es gab stets  andere Familien, die  arme und hilfsbedürftige Mitmenschen finanziell unterstützten oder wie das Ehepaar Klünder selbst initiativ wurden, um gegen Pocken zu impfen und Beschäftigungsmöglichkeiten  zu schaffen.

Man kann froh sein über all jene, die in mehr als zwei Jahrhunderten große Summen in den Bau und Unterhalt schöner Landhäuser und Parks investiert haben. Vor allem Max Brauer hat dann dafür gesorgt, dass private Parks an der Elbchaussee von der Stadt gekauft oder gepachtet und zu öffentlichen Parkanlagen gestaltet wurden. Dieses Erbe gilt es wertzuschätzen und zu wahren. Die Gebäudewürfel der „Klötzchen-Architektur“ vieler Neubauten ermöglichen eine maximale Ausnutzung der Bebauungsbestimmungen, nehmen aber der Elbchaussee ihre „Seele“. Das meinen auch Anwohner – und werden sich hoffentlich daran erinnern, wenn es um eine Neubebauung des eigenen Grundstücks geht. Bei der Frage nach Gewinn oder Verantwortung für die vielleicht  schönste Straße Hamburgs muss das Verantwortungsbewusstsein siegen. Die Elbchaussee ist kein Architekturmuseum, aber neue Häuser sollten den Anspruch erfüllen, die Straße zu verschönern und zu bereichern - und nicht lediglich die Bauherren. Über Geschmack beim Bau von neuen Häusern lässt sich trefflich streiten, über gewinnoptimierte Klötzchenbauten allerdings nicht.  Geld für Häuser im besseren Baustil ist vorhanden. Die berufstätigen Einwohner von Nienstedten kamen 2024 auf ein durchschnittliches Einkommen von 167.671 Euro – der Spitzenwert in Hamburg. Auf der Veddel sind es 21.064 Euro.

 

Aus: Frank Kürschner-Pelkmann

Entdeckungsreise entlang der Elbchaussee

Mit dem Linienbus 112 von Altona bis Blankenese

Rediroma Verlag 2024, 342 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, 31,95 Euro

 

© Frank Kürschner-Pelkmann