Auf der Reeperbahn nachts um halb eins,
ob Du’n Mädel hast oder auch keins,
amüsierst Du Dich, denn das findet sich,
auf der Reeperbahn nachts um halb eins.
Dieses Lied von der Reeperbahn ist bis heute das bekannteste Lied, das mit Hans Albers in Verbindung gebracht wird. Er sang es im Film „Große Freiheit Nr. 7“. Als Hamburg 1943 schon in Trümmern lag, spielte Hans Albers einen alternden Seemann in einem Film ohne Trümmer und auch ohne Hakenkreuze. Albers, der auf einem Schiff nie weiter als bis nach Helgoland gekommen war, wurde mit dem Film zum bekanntesten Seemann der deutschen Filmgeschichte.
Matthias Wegner schrieb in seiner Albers-Biografie über „Große Freiheit Nr. 7“: „Von den mehr als hundertfünfzig Filmen mit Hans Albers sollte dieser sein wohl berühmtester, manche sagen: sein bester, werden. Das verdankt er vor allem dem Regisseur Helmut Käutner, dem es gelang, in dem ewigen Sieger und Herzensbrecher die melancholischen, sanftmütigen und resignativen Saiten anzuschlagen. Der Film ist ebenso eine Hommage auf die Seefahrt wie auf Hamburg, genauer St. Pauli.“
Der ehemalige Seemann Hannes Krüger muss sich im Film in Hamburg als Sänger und Musiker im Hippodrom durchschlagen, wo Besucher versuchten, sich mehrere Runden auf bockigen Pferden zu halten. Das Lokal auf St. Pauli hat es tatsächlich gegeben. Kurt Tucholsky hat dieses Hippodrom besucht, und seine Eindrücke unterscheiden sich deutlich von der launigen Darstellung im Film: „Die Pferde hatten müde, traurige Augen, weil sie nachts hier unten, ein paar Kellerstufen unter dem Trottoirpegel, herumlaufen mussten, ohne jemals ans Ziel zu kommen.“ Das Hippodrom an der Großen Freiheit hatte nicht die Hausnummer 7, sondern 10-12. Aber die Hausnummer verdankte der Filmtitel ohnehin nicht dem Lokal, sondern den staatlichen Zensoren des Naziregimes. Die fanden den ursprünglich geplanten Titel „Große Freiheit“ zu „missverständlich“. Man hätte ja denken können, es ginge in dem Film tatsächlich um die Freiheit, dazu noch die große Freiheit. Also mussten der Titel um „Nr. 7“ erweitert werden. Auch bestand Goebbels darauf, dass die Hauptfigur nicht Johnny Kröger heißen durfte, das klinge zu Englisch. Man verständigte sich auf Hannes.
Der berühmteste St. Pauli-Film wurde vor allem in Babelsberg und Prag gedreht
Das waren kleine Entgegenkommen des Regisseurs, wenn man bedenkt, dass der ursprüngliche Auftrag gelautet hatte, einen Durchhaltefilm über die deutsche U-Boot-Flotte zu drehen. Käutner konnte Goebbels überzeugen, stattdessen einen Film über deutsche Seeleute zu produzieren, einen Unterhaltungsfilm, der den Menschen in schweren Zeiten einige Stunden Frohsinn bieten sollte. Und für einen solchen Film war Hans Albers die Idealbesetzung eines alternden Seemanns. Weder Käutner noch Albers hätten sich an einem plumpen Durchhaltefilm zur Verfügung gestellt, zumal Mitte 1943 nicht mehr zu übersehbar war, dass die Naziherrschaft ihrem Ende entgegenging.
Goebbels war in dieser Zeit neben den Durchhaltefilmen auch an Unterhaltungsfilmen interessiert, denn nach der Niederlage in Stalingrad und angesichts der immer heftigeren alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte notierte der Propagandaminister in seinem Tagebuch: „Der breiten Massen hat sich eine gewisse Skepsis, um nicht zu sagen Hoffnungslosigkeit bemächtigt.“ Schon im Jahr zuvor hatte er in seinem Tagebuch notiert: „Auch die Unterhaltung ist heute staatspolitisch wichtig, wenn nicht sogar kriegsentscheidend.“ Die Kombination des Regisseurs Helmut Käutner, der gerade den erfolgreichen Komödienfilm „Wir machen Musik“ fertiggestellt hatte, mit dem populären Draufgängers Hans Albers schien eine gute Unterhaltung zu garantieren.
Gedreht hat man die Innenaufnahmen nicht im Hippodrom auf St. Pauli, sondern in einem aufwendig hergestellten Kulissen-Hippodrom. Während das reale St. Pauli und große Teile Hamburgs im Bombenhagel zerstört wurden, drehte man in Babelsberg bei Berlin den vielleicht berühmtesten St- Pauli-Film.
Das Zentrum des Film-Hippodroms bildete eine Pferdemanege, die von Sitzplätzen umgeben war. Der frühere Seemann Hannes Kröger tritt hier als Sänger und Musiker auf und soll maritime Stimmung verbreiten. Er singt auch das berühmte Lied „La Paloma“ in der Textfassung von Helmut Käutner:
Seemannsbraut ist die See
Und nur ihr kann er treu sein.
Wenn der Sturmwind sein Lied singt,
Dann winkt mir der Großen Freiheit Glück!
Kröger verliebt sich in das junge Mädchen Gisa und ist bereit, für sie einen seriösen Beruf zu ergreifen und mit einer Barkasse Hafenrundfahrten anzubieten. Aber Gisa zieht einen jüngeren Mann vor und Hannes Kröger heuert auf dem Segelschiff Padua an, um sich auf die Reise nach Australien zu begeben. Er fährt nicht für „Volk und Vaterland“ auf einem U-Boot in den Krieg, sondern wegen seines gebrochenen Herzens unter wehenden Segeln in die Ferne. Weiter konnte sich der Film nicht von den ursprünglichen Erwartungen der Marineführung entfernen.
Ein „wehrkraftzersetzender“ Film
Die Produktion des Films war mit großen Schwierigkeiten verbunden. Mitte 1943 hatten die Bombenangriffe auf Berlin ein solches Ausmaß angenommen, dass das Filmteam nach Prag umziehen musste, wo die Kulissen neu gebaut wurden. Ganz ohne Außenaufnahmen in Hamburg ließ sich der maritime Film allerdings nicht produzieren. Es gelangt Regisseur und Kameramännern, in St. Pauli und im Hafen so zu drehen, dass keine zerstörten Häuser, keine Nazifahnen und keine Kriegsschiffe zu sehen waren. Im Hafen war dies nur möglich, indem man viel künstlicher Nebel erzeugte.
Und mittendrin Hans Albers. Er spielte nicht nur einen alternden angetrunkenen Mann, sondern er war es auch. Die Nächte verbrachte er im Atlantic Hotel, und wenn mal wieder Bombenalarm war, erwies es sich als sehr günstig, dass sich der Schutzraum im Keller des Hotels in der Nähe des Weinkellers befand. Auch die melancholische Grundstimmung, die Käutner dem Film gab, entsprach der Stimmung des Hauptdarstellers, der noch einsamer dastand als früher schon. Er hatte nie viele enge Freunde gehabt, nun war er so vereinsamt wie Kapitän Kröger am Ende des Films.
Zudem machte sich Albers wahrscheinlich auch keine Illusionen darüber, dass die Fröhlichkeit im Hippodrom einen krassen Gegensatz zu der realen Katastrophe um ihn herum darstellte. Der Film hat Hans Albers zum Original, zu dem Hamburger Seemann gemacht. Aber es gab die Seefahrerromantik und die Verklärung von St. Pauli mit Schifferklavier, fröhlichen Liedern und leicht bekleideten Mädchen nur noch in den Studios in Prag.
Gezeigt werden durfte der Streifen zunächst nicht, das verhinderte Großadmiral Dönitz. Ein Seemann, der sich ständig betrinkt, melancholisch wirkt und in zweifelhaften Kreisen verkehrt, war nicht der Held, den Deutschland im „Endkampf“ brauchte. Der Film wäre „wehrkraftzersetzend“, erklärte der Großadmiral. Propagandaminister Goebbels störte sich an der schwermütigen Grundstimmung des Films sowie an Sätze wie „Einmal wird alles vorbei sein“ in dem Lied „La Paloma“. Zwar fand eine Uraufführung in Prag statt, aber im Deutschen Reich durfte der Film nicht gezeigt werden. Die ursprünglich geplante große Premiere in Hamburg fiel aus, zumal der Hamburger Reichsstatthalter Kaufmann zu den vehementesten Gegnern des Films gehörte.
Erst nach Kriegsende, am 19. Oktober 1945, war der Film im Waterloo-Kino in der Dammtorstraße zu sehen. Die Warteschlange reichte damals bis zum Gänsemarkt. Zur Premiere kamen die am Film beteiligten Stars Ilse Werner, Gustav Knuth und Hans Söhnke. Wer fehlte war Hans Albers. Dabei hatte er seiner Schwester geschrieben: „Die Große Freiheit ist einer der schönsten und wertvollsten Filme geworden, die ich je gemacht habe.“
Einzelne negative Beurteilungen des Films gab es auch nach dem Ende der Naziherrschaft. Die Kirchen beklagten sich über das unmoralische Treiben, vor allem „die Hingabe vor der Ehe“. Von den Filmkritikern wurde der Film aber überwiegend sehr positiv bewertet und der Hauptdarsteller Albers konnte sich über viele lobende Kommentare freuen. „Große Freiheit Nr. 7“ war übrigens einer der ersten erfolgreichen Farbfilme in Deutschland.
Ein schlagkräftiger Schüler
Geboren wurde Hans Albers an 22. September 1891 in der Langen Reihe 71 in St. Georg als jüngstes von sechs Kindern einer Schlachterfamilie. Der wohlhabende Vater, eine stattliche Gestalt mit großem Backenbart, liebte das Theater und war mit Schauspielerinnen und Schauspielern befreundet – was ihn später nicht daran hinderte, den Theaterplänen seines Sohnes völlig ablehnend gegenüberzustehen. Hans war schlagkräftig, wie es auch sein Zeichenlehrer erleben musste. Der Lehrer ging, nachdem er den Jungen mit einem Lineal geschlagen hatte, beim Gegenangriff mit verletztem Knöchel zu Boden. K.O. hieße das beim Boxen, aber im schulischen Leben war alles anders: Hans Albers flog von der Schule. Schlachter wie sein Vater wollte er trotzdem nicht werden: „Die ganze Wursterei hat mich nie interessiert.“
Seit er als Kind im Deutschen Schauspielhaus „Wilhelm Tell“ gesehen hatte, war er fasziniert vom Theater. Er schlich sich abends aus dem Haus, um von einem Stehplatz im Zweiten Rang in die Welt der Illusionen und der großen Gefühle einzutauchen. Im Hansa-Theater bewunderte er die Artisten und konnte natürlich nicht ahnen, dass er einmal mit artistischen Leistungen als Schauspieler viel Anerkennung finden sollte. Wenn er nach einem Theaterbesuch spätabends heimkehrte oder tagsüber zu lange auf der Alster gerudert hatte, setzte es Schläge vom Vater. Der Sohn musste häufiger vom benachbarten Korbmacher den passenden Stock holen, mit dem ihn der Vater dann verprügelte.
Aus dem Junge sollte etwas „Ordentliches werden“ – und wurde trotzdem ein Schauspieler
Hans Albers wechselte die Schule, blieb aber ein Schulversager. Nach dem Abbruch der Schulbildung ordnete sein Vater an: „Du kommst in die Lehre. Aus dir soll mal was Ordentliches werden.“ Deshalb begann Hans Albers erst einmal eine Lehre in einer Farbenhandlung, aber er gab die Hoffnung nicht auf, Schauspieler zu werden. Er sprach hoffnungsvoll im Deutschen Schauspielhaus vor, aber dort war man der Auffassung, dass sein Talent nicht ausreichte. Der Oberspielleiter des Deutschen Schauspielhauses attestierte ihm: „Junger Mann, Sie haben nicht die Spur von Talent, geben Sie die Hoffnung auf.“
Hans Albers gab trotzdem die Bemühungen nicht auf, Schauspieler zu werden. Es kam deshalb nicht überraschend, dass er seine Lehre in der Farbenhandlung ohne einen Abschluss abbrach. Auf Geheiß des Vaters begann er nun eine Ausbildung in einem Seidenhaus in Frankfurt am Main. Das hatte für den jungen Mann den Vorteil, dass er sich durch den Ortswechsel der Kontrolle durch seinen Vater entziehen konnte. In Frankfurt nahm er Schauspielunterricht und sprach in einem Theater vor, wo er den Rat erhielt, es erst einmal auf einer Bühne in der Provinz zu versuchen.
Hans Albers schrieb sich die Finger wund, um ein Engagement zu bekommen. Es klappte 1911 in Schandau in der Nähe von Dresden und anschließend im mecklenburgische Güstrow. Hier musste Albers sich nicht nur als „junger Liebhaber“, sondern in den Umbaupausen auch als Bühnenarbeiter bewähren. In Güstrow und bei vielen Gastspielen in der Provinz lernte Albers kennen und schätzen, was gemeinhin als „Schmierentheater“ bezeichnet wird: „Nun werden Sie lächeln, wenn ich Ihnen sage, dass die ,Schmiere' ein Paradies war. Ein Paradies der Groschen – sofern wir überhaupt die Gage sahen -, aber ein Paradies. Sie müssen sich vorstellen, man kam als blutjunger Dachs auf die Bretter, man konnte spielen, spielen, spielen. Heute den Romeo, morgen den Tell, übermorgen den Trafft, überübermorgen den Hamlet. Das war Literatur am laufenden Band. Aber man spielte mit einer Begeisterung, die es nirgends auf der Welt gibt. Über Hunger, über tausend Kalamitäten hinweg.“
Der mühsame Weg zum bekannten Schauspieler
Aber die „Schmiere“ hatte auch ihre Schattenseiten. Als Albers in einem Provinznest in einer „Faust“-Aufführung gerade den Theatertod starb, ging der gastronomische Betrieb im Saal munter weiter. Was dann geschah, hat Albers so beschrieben: „In der Sterbeszene Valentins erklangen die prosaischen Worte: ‚Zwei Bockwurst, drei Helle‘. Da packte mich der heilige Zorn. Eigentlich hatte ich schon ‚tot‘ zu sein. Aber ich richtete mich auf und rief ganz ungoethisch in den Saal: ‚Mir auch!‘ Die Mecklenburger nahmen mir das sehr übel. Ich durfte mich in diesem Städtchen nie wieder auf der Bühne zeigen.“
Albers spielte auch kleine Rollen mit großer Sorgfalt. Von negativer Kritik ließ er sich nicht beirren, etwa von dieser Bemerkung eines Theaterkritikers in Güstrow: „Derartige Darstellungen, die alles zu wünschen lassen, sind wir Gott sei Dank an unserem Theater nicht gewohnt.“ Trotzdem war Albers bald darauf auf der Bühne des Neuen Theaters in Frankfurt zu sehen und danach in Köln.
1913 engagierte man Albers für die Sommersaison im Kurtheater der Insel Helgoland. Anschließend schaffte er es endlich, auf Hamburger Bühnen zu spielen. Öfter waren dies Nebenrollen, aber das focht ihn nicht an: „Kein Mensch startet mit einem Zwölf-Zylinder-Motor ins Glück.“ (Später fuhr er mit umso größerer Begeisterung einen Zwölf-Zylinder-Cadillac.) Größere Rollen durfte er im Altonaer Schillertheater spielen, hier sah ihn auch endlich sein Vater und erkannte ihn prompt nicht hinter der Maske. 1914 hatte sich Albers ans Thalia Theater hochgearbeitet, spielte den Helden in einem patriotischen Stück und wurde bejubelt.
Vom Theaterhelden zum Soldaten
Aber es herrschte Krieg, und der Schauspieler wurde vom Theaterhelden zum Soldaten. Nach einer schweren Kriegsverletzung konnte er nur mit großer Mühe verhindern, dass die Ärzte ein Bein amputierten. Er brauchte Monate, um zu gesunden. Anschließend stand er in Wiesbaden auf der Bühne. Besonders Lustspiele und Operetten waren gefragt, um sich von dem tristen Kriegsalltag abzulenken.
Nach Kriegsende wagte Albers den Sprung nach Berlin. Vor allem in Revuen trat Hans Albers mit Komik, Schlagfertigkeit und akrobatischen Fähigkeiten in Erscheinung. Unvergessen, wie er an einem Kronleuchter hing, mit einem eleganten Kopfsprung in einem kleinen Wasserbassin landete und in kürzester Zeit wieder trocken in Frack und Zylinder auf der Bühne stand. Oder jene turbulente Tanznummer, an deren Ende er scheinbar zufällig ausrutschte und im Souffleusenkasten verschwand. Während Albers nun fast jeden Abend auf der Bühne stand, verbrachte er die Tage als Schauspieler in meist billig gemachten Stummfilmen, von denen viele mittlerweile verschollen sind.
Der Durchbruch am „Deutschen Theater“
Der große Fleiß von Hans Albers zahlte sich aus, nicht nur finanziell (er wohnte nun als Dauergast im Hotel Adlon), sondern auch auf dem Weg zum erfolgreichen Schauspieler. 1928 engagierte ihn der berühmte Max Reinhardt für das Deutsche Theater in Berlin, weil ein anderer Schauspieler ausgefallen war. Hans Albers nutzte die Chance, und endlich gelang mit dem Stück „Die Verbrecher“ der Durchbruch: „Ich musste 20 Jahre warten und schuften, bis meine große Chance kam.“ Er stand nun mit Schauspielern wie Gustaf Gründgens auf der Bühne und spielte den Mackie Messer in Brechts „Dreigroschenoper“. Hinzu kamen zahlreiche Filmrollen. Im Gegensatz zu vielen anderen Schauspielern gelang es Albers, den Sprung vom Stumm- zum Tonfilm zu schaffen.
Er wirkte insgesamt an etwa 150 Stumm- und Tonfilmen mit. Der „blonde Hans“ mit den blauen Augen machte als Held und Draufgänger Karriere. An der Seite von Marlene Dietrich glänzte er im Film „Der blaue Engel“. Mit Heinz Rühmann drehte er den Film „Bomben auf Monte Carlo“.
Inzwischen waren der Mensch Hans Albers und der berühmte Schauspieler kaum mehr zu unterscheiden. Biograf Matthias Wegner schreibt dazu: „Man wusste jetzt nicht mehr, ob er eine Rolle spielte oder er selbst war. Er lebte auf großem Fuß und schien ständig zu sagen: ‚Seid umschlungen, Millionen!‘ Er schien von sich selbst restlos überzeugt – oder war das nur eine Pose?“ Albers spielte in Theater und Film nicht nur eine Rolle, sondern er überzeugte dadurch, dass er die dargestellte Person war. Und im Alltag spielte er ebenso überzeugend seine Rolle als trinkfester, fröhlicher, eleganter Herr, der sich durch nichts erschüttern ließ.
Hans Albers verliebte sich in die Schauspielerin Hansi Burg. Sie war nur mäßig erfolgreich, und nachdem die beiden ein Paar geworden waren, gab sie ihre eigene künstlerische Arbeit auf und konzentriere sich ganz darauf, ihren Lebenspartner dabei zu unterstützen, gute Rollen in Theater und Film zu erhalten – und das zu lukrativen finanziellen Bedingungen. Auch sorgte sie dafür, dass Albers das Zocken aufgab. Aber von seiner Alkoholabhängigkeit konnte sie ihn nicht befreien und auch nicht von seinen vielen „Frauengeschichten“.
Große Erfolge eines vielseitigen Schauspielers
Hans Albers beeindruckte nun sowohl als Revueschauspieler als auch als Mime in ernsten Stücken. Immer wieder sang er in den Filmen, obwohl seine Kritiker behaupteten, er könnte gar nicht singen - und Schifferklavier spielen schon gar nicht. Schlager wie „Komm auf die Schaukel Luise“, „Flieger, grüß mir die Sonne“, „Hoppla, jetzt komm ich“ und „La Paloma“ machten ihn trotzdem berühmt. Enge Freunde hatte er nicht, wirkte distanziert. Der Kabarettist Sammy Drechsel sagte später über die Freunde des volkstümlichen Schauspielers: „Keinen einzigen, mit dem er durch dick und dünn gehen konnte!“ Der Regisseur Helmut Käutner erlebte Albers als einen „Mann voll unerfüllter Träume, einen einsamen Menschen“.
Der „blonde Hans“ war ein Star, aber keiner, der abhob. Immer wieder unterhielt er sich kumpelhaft mit Leuten in einer Kneipe oder beim Sechstagerennen. Hemdsärmlich ließ er eine Distanz zwischen dem berühmten Schauspieler und den einfachen Leuten aus dem Volk gar nicht erst aufkommen. Und wenn ihn Arbeiter im Hamburger Hafen um ein Autogramm baten, soll er manchmal zu Tränen gerührt gewesen sein. So jemand konnte zum geliebten Hamburger Original werden, zumal wenn er die Heimatstadt und ihren Hafen liebte und besang. Er sagte einem Freund bei einem Hafenbesuch: „Hier am Hafen schlägt das Herz von Hamburg, meiner Heimatstadt.“
Als Schauspieler blieb er sich treu: Hans Albers spielte immer Hans Albers. Und er spielte so, wie er es intuitiv für richtig hielt. Da ließ er sich von Filmregisseur nicht viel sagen. War er mit einer Szene zufrieden, verkündete er, die Sache wäre „Otto-Otto“, was bedeutete, sie sei in Ordnung und damit war die Sache für ihn erledigt.
„Er kümmerte sich nur um seine eigene Karriere“
Seine größte Theaterrolle wurde der „Liliom“. Fast l.900 Mal spielte er von 1930 an den Rummelplatzausrufer, einen kleinen Gauner mit rüden Methoden und weichem Herzen. Auch im Thalia Theater kam er in dieser Rolle 1931 groß heraus. Autor Molnár war begeistert: „Jetzt sehe ich meinen Liliom erst richtig. Sie haben mir mein Stück erst gezeigt, wie es wirklich ist.“
Während die Weimarer Republik im Chaos versank, genoss Hans Albers, dass er endlich große Erfolge in Theater und Film feiern konnte. Matthias Wegner schreibt in seiner Albers-Biografie über diese Jahre, der Schauspieler „interessiert sich nicht im Geringsten für Politik. Er kümmert sich mit überschäumender Lebenslust und kühl-strategischer Professionalität nur um seine eigene Karriere, der alles andere untergeordnet wird.“ Albers „liefert gute Laune für einige Stunden und fördert die Zuversicht seiner Anhänger, was viel bedeutet in diesen bedrückenden Zeiten“.
Er tat dies mit großem Selbstbewusstsein und sang:
Hoppla, jetzt komm ich!
Alle Türen auf, alle Fenster auf,
Hoppla, jetzt komm ich
Und wer mit mir geht,
der kommt eins rauf!
Allein 1932 wirkte er an fünf Filmen mit und das neben seinen Theaterengagements. Er arbeitete hart für seinen Erfolg – und er trank immer mehr. In einem Lokal schrieb er unter ein Albers-Foto, das dort aufgehängt worden war: „Was ich in Berlin getrunken habe – darauf könnte ein Panzerkreuzer schwimmen.“
In Hamburg entstand der Film „Der Draufgänger“, in dem Albers die Rolle des Hafenpolizisten übernahm. Obwohl er nur noch als Gast in seine Geburtsstadt kam, erwarb er sich durch seine Film- und Theaterrollen allmählich den Ruf als Hamburger Jung und später vor allem als Seemann. Er war vielleicht das einzige Hamburger Original, das sich diesen Ruf erwarb, als er schon gar nicht mehr in der Stadt lebte. Er blieb, wie Bürgermeister Max Brauer verkündete, ein „großartiger Hamburger Jung“.
Hans Albers ambivalentes Verhältnis zu den Naziherrschern
Beim Machtantritt der Nazis verließen viele Schauspielerinnen und Schauspieler Deutschland, auch manche von denen, mit denen Hans Albers jahrelang gut zusammengearbeitet hatte. Darunter war Franz Molnár, der Verfasser des Stückes „Liliom“, mit dem Hans Albers so große Erfolge gefeiert hatte. Albers blieb und wanderte wohl auch deshalb nicht aus, weil sein Englisch sehr mangelhaft war. In Deutschland war er ein Star, im Ausland hingegen fast unbekannt und hätte dort seine Karriere als Schauspieler nur unter großen Mühen fortsetzen können.
Hans Albers spielte weiter in der Heimat, musste allerdings stärker als früher um die Höhe seiner Gagen feilschen, denn die UFA taxierte, dass der Marktwert des unangepassten Schauspielers unter den neuen politischen Verhältnissen gesunken war. Goebbels forderte, dass die Gagen dieses Schauspielers sinken müssten. Aber als blonder und blauäugiger Mann mit stechendem Blick entsprach er so ganz dem Bild der Nazis von einem deutschen Mann und durfte mit hohen Gagen weiterspielen. Vor allem in Krieg sollte er gute Laune in trüben Zeiten verbreiten. Er selbst war noch einsamer geworden, nachdem seine Eltern in Hamburg gestorben waren. Er ertränkte seine Sorgen mit großen Mengen Alkohol, blieb dabei aber ein zuverlässiger Schauspieler, der pünktlich zu den Filmaufnahmen erschien.
Zwar musste er sich mit den neuen Machthabern arrangieren, aber er blieb rebellisch, ja manchmal anarchisch, im Leben und im Film. Im Gegensatz zu anderen dagebliebenen Schauspielern vermied er es konsequent, sich an der Seite von Nazigrößen ablichten zu lassen und hatte ein distanziertes Verhältnis zu Goebbels.
„Ich spiele Helden. Aber ich bin keiner.“
Die Nazis brauchten den populären Schauspieler umso mehr, je größer die Zahl derer war, die ins Exil gingen oder als „Nichtarier“ nicht mehr spielen durften. Albers spielte in diesen Jahren in zwanzig Filmen Hauptrollen und war ein Publikumsliebling. Berühmt wurde er unter anderem durch den Film „Münchhausen“.
Er war finanziell so erfolgreich, dass er sich ein Landhaus mit einem großen Grundstück direkt am Starnberger See leisten konnte. Er blieb mit Hansi Burg liiert, der „halbjüdischen“ Schauspielerin, wie sie in den Kategorien der Nazis nun bezeichnet wurde. Goebbels höchstpersönlich forderte Albers auf, die Verbindung zu lösen. Albers tat das 1935 schließlich formal, aber lebte weiterhin mit Hansi Burg zusammen im Haus am Starnberger See. Im Dezember 1938, nach der Reichspogromnacht, floh sie in die Schweiz und von dort aus nach England. Dass Hans Alber sie im Exil finanziell unterstützt haben soll, gehört in das Reich der Legenden. Sie war zunächst auf die Unterstützung einer Wohltätigkeitorganisation angewiesen und arbeitete später in einer Textilfabrik.
Albers spielte weiter, auch in Propagandafilmen. Und er setzte sich nicht für bedrohte Kolleginnen und Kollegen ein. Später bekannte er: „Ich spiele Helden. Aber ich bin keiner.“ Vielleicht war gerade das der große Bruch zwischen dem Hans Albers im Film und dem Hans Albers im Alltag. Erschrecken muss diese Diagnose des Albers-Biografen Matthias Wegner: „Er hat weder offen noch versteckt Widerstand geleistet, dafür war er nicht politisch und nicht altruistisch genug. Er interessierte sich nur für sich selbst.“
Erfolge und Vereinsamung in der Nachkriegszeit
Dass Albers eine gewisse Distanz zu den Naziherrschern gewahrt hatte, zahlte sich nach Kriegsende aus. Er konnte mühelos den Entnazifizisierungsprozess durchlaufen und weiterhin als Schauspieler arbeiten. Dass der Film „Große Freiheit Nr. 7“ in der letzten Phase der Naziherrschaft verboten worden war, erwies sich für eine Karriere im Nachkriegsdeutschland als vorteilhaft. Der Film von der Großen Freiheit gehörte zu den ersten Filmen, die in den Kinos gezeigt werden durften. Vom April 1946 an spielte Hans Albers erneut die Hauptrolle in seinem geliebten Stück „Liliom“. Es war wegen des jüdischen Verfassers in der Nazizeit verboten gewesen, nun feierte Albers mit dem Stück erneut große Erfolge.
1946 kehrte Hansi Burg nach Deutschland und zu Hans Albers zurück. Das Paar lebte - weiterhin unverheiratet - in der Villa am Starnberger See. Hans Albers konnte nun nicht mehr den jungen Draufgänger verkörpern, sondern spielte häufiger ernste Rollen, so einen gealterten Zirkusdirektor in Zuckmayers Stück „Katharina Knie“ und in dem Film „Der letzte Mann“ den Oberkellner, der auf den untersten Posten im Hotel degradiert wird, eine Rolle, für die Albers bedeutende Auszeichnungen erhielt.
Er arbeitete weiterhin viel – und trank viel. Und wie sein Publikum wollte er die letzten zwölf Jahre rasch vergessen und zu neuen Ufern aufbrechen. Als Fernfahrer in dem Film „Nachts auf den Straßen“ mit dem Regisseur Helmut Käutner konnte Albers noch einmal sein ganzes Können zeigen. Das „Lexikon des internationalen Films“ lobt den Film und seinen Hauptdarsteller so: „Der zeitnahe und zeitkritische Film ist realistisch, kunstlos und gradlinig inszeniert. Hans Albers nutzt die Gelegenheit, die besten Seiten seiner Persönlichkeit und seines Naturtalents zu zeigen.“ 1953 wurde die Produktion mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
In nicht einmal drei Monaten drehte Helmut Käutner mit seinem Star Hans Albers im letzten Quartal 1952 den Film „Käpt’n Bay-Bay“. In dieser Zeit war das Produktionsteam für Dreharbeiten zwischen Hamburg-Blankenese, Wiesbaden, Ischia und Neapel unterwegs. Bereits Ende Januar 1953 kam der Streifen in die Kinos. Ein solches Tempo schaffen heutzutage nur Vorabend-Fernsehserien. Die Handlung des Films lässt sich so zusammenfassen: Kapitän Christian Droste, genannt Käpt’n Bay-Bay, hat bereits drei Mal versucht, die gleiche Frau zu heiraten, aber immer kam kurz vor der Trauung etwas dazwischen. Aber beim vierten Versuch klappt es endlich und der Kapitän, gespielt von Hans Albers, kann seine Frau zum Traualtar führen. Käutner und Albers bemühten sich, mit diesem Film an ihren Erfolg mit dem Film „Große Freiheit Nr. 7“ anzuknüpfen. Aber dieses Mal scheiterte der Versuch. Im erwähnten „Lexikon des internationalen Films“ heißt es über diese Produktion: „Langatmige musikalische Komödie, die Versatzstücke aus Revue, Abenteuer und Love-Story vereint.“
„Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“
1954 unternahm der Regisseur Wolfgang Liebeneiner einen erneuten Versuch, den Erfolg von „Große Freiheit Nr. 7“ zu wiederholen. Neben Hans Albers spielten bekannte Schauspieler wie Heinz Rühmann und Gustav Knuth in dem Film „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ mit. Die Hauptperson, ein in die Heimat zurückkehrender Seemann, gespielt von Hans Albers, trug den Namen Hannes Wedderkamp. Das war eine unübersehbare Anknüpfung an den Namen Hannes Kröger im Film „Große Freiheit Nr. 7“. Dass das Lokal in St. Pauli, das der Heimkehrer vor dem Konkurs rettete, den Namen „Galopp-Diele“ trug, war ebenfalls kein Zufall, sondern weckte Erinnerungen an das Hippodrom im Vorgängerfilm.
Hannes Wedderkamp verliebt sich im Film in die Tochter seines Geschäftspartners. Sie heiratet nach einigen Verwirrungen einen jüngeren Mann und Hannes Wedderkamp segelt dieses Mal nicht nach Australien, kehrt aber in den Hafen zurück. Wie im Film „Große Freiheit Nr. 7“ spielt Hans Albers alle Mitspielerinnen und Mitspieler an die Wand und bereichert den Film mit etlichen bekannten Liedern wie „Komm auf die Schaukel, Luise“, „Kleine Möwe, flieg nach Helgoland“ und selbstverständlich „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Ein Filmkritiker diagnostizierte der Produktion eine „Mischung aus Film-St. Pauli und etwas Wirklichkeit“. Ein anderer Kritiker sprach von einem „Abklatsch eines einstigen Erfolges“. Das Original des Seemanns Hannes aus „Große Freiheit Nr. 7“ hatte sich verselbständigt, und nun spielte Hans Albers erneut diesen Seemann. Er hat sich damit keinen Gefallen getan.
„Das Herz von St. Pauli“
Noch einmal trat Albers 1957 in dem Hamburg-Film „Das Herz von St. Pauli“ als Seemann auf. Er tat dies mit Begeisterung und schrieb damals: „Zum ersten Mal in einem Hamburger Studio. Das ist eine große Freude für mich! Der Herzschlag von St. Pauli, das ist auch mein Herzschlag. Ich bin ja wie’s im Lied heißt ‚In Hamburg zu Haus‘.“ Der Schauspieler, der weniger als ein Viertel seines Lebens in Hamburg verbracht hat, bekannte: „Mein Herz ist hiergeblieben an Elbe und Alster, auch wenn mein Haus am Starnberger See steht.“
Hans Albers spielt in dem Film einen ehemaligen Kapitän, der eine Bar betreibt. Aber dieses Lokal mit dem Namen „Das Herz von St. Pauli“ läuft schlecht, und als sich die Schulden beim Finanzamt auf 6.000 Mark summiert haben, steht der Lokalbesitzer vor der Zahlungsunfähigkeit. Er nimmt einen Geschäftspartner auf, der die Bar aber in einen Nachtclub verwandelt und außerdem die Beute von Raubzügen in Rumfässern im Keller versteckt. Kapitän Jensen muss widerstrebend als „letzter Volkssänger von St. Pauli“ auftreten, um dem Lokal einen Rest maritimen Charakters zu verleihen. Die Polizei kommt den Verbrechern auf die Spur, und der frühere Kapitän kann froh sein, nicht mit verhaftet zu werden. Die Handlung wird mit einer Reihe von Liedern von Hans Albers angereichert.
Als Teil der Filmaufnahmen fuhr Hans Albers in der Rolle des Kapitäns auf der „Wapen von Hamburg“ nach Helgoland. Vierunddreißig Jahre vorher war er als junger Schauspieler nach Helgoland gereist, um dort im Kurtheater zu spielen. Nun unternahm er, der so überzeugend Seeleute gespielt hatte, seine zweite und auch schon letzte Hochseereise. Die Überfahrt nach Helgoland war stürmisch, ebenso die Rückreise, gut für die Filmaufnahmen, aber auch das konnte diesen Film nicht retten.
Manchen erschien Hans Albers in diesem Film als die Verkörperung der eigenen Legende, allerdings von Rheuma und Alkoholproblemen geplagt. Der „Filmdienst“ urteilte: „Ein mit einer simplen Kriminalhandlung gestreckter Unterhaltungsfilm, der allenfalls durch einige stimmungsvolle Außenaufnahmen auffällt. Ansonsten der recht plumpe Versuch, mit Albers‘ Star-Image und Anleihen an Käutners Film ‚Große Freiheit Nr. 7‘ auf Publikumsfang zu gehen.“
Die Sehnsucht nach Hamburg am Starnberger See
Der Film wurde zu einem Flop, wie manche Albers-Filme in den 1950er Jahren. Die Seefahrt-Filme festigten das öffentliche Bild von Hans Albers als Kapitän, und es reduzierte damit die Wahrnehmung seines eigentlich vielfältigen Schaffens auf diese Rolle. Und auch der reale Hans Albers ähnelte im Alter immer mehr den alternden Seebären, die er im Film dargestellt hatte.
Das Tuten der Nebelhörner, das Hämmern der Werftarbeiter und das Schreien der Möwen schallten über den Starnberger See. Von seiner Heimatstadt träumend lauschte Hans Albers auf dem Bootssteg mit Hamburger Wappen den Schellackplatten, und rechts und links leuchteten die Positionslampen. Dazu trank er Grog oder Cognac und rauchte eine Zigarre. Am Ende seines Lebenswegs blieb ihm, was durch das Lied „La Paloma“ unvergessen ist: die Sehnsucht nach einer fernen Heimat, nach einer anderen, besseren Welt. Seine Verbindung zur Seefahrt bestand nun nur noch darin, dass er gelegentlich Buddelschiffe baute.
„Das Herz von St. Pauli, das ist meine Heimat, in Hamburg, da bin ich zu Haus“, hatte er gesungen, aber er fuhr nun nur noch zu Besuch dorthin. Einem Hamburger Besucher gestand er im März 1957: „Ich würde gern eine kleine Wohnung an der Alster haben. Damit ich richtig zu Hause bin, wenn ich Hamburger Luft atmen möchte.“ Auch bat Albers den Hamburger Senatssprecher Erich Lüth, sich nach einem Haus mit Garten für ihn umzusehen. Aber diese Pläne hat Albers nicht mehr verwirklicht.
Die Schauspielerin Ilse Werner, mit der er eine Reihe Filme drehte und die ihn auch persönlich gut kannte, hat geäußert, dass man nicht nur im Film, sondern auch im privaten Leben von ihm „die abenteuerlichsten Eskapaden“ erwartete. Er habe diese Erwartungen erfüllen wollen, „immer und überall. In diese Hauptrolle seines Lebens hatte er sich so hineingesteigert, dass er sie nicht nur in seinen rund hundertfünfzig Filmen spielte, sondern auch in der Wirklichkeit.“
Seinen Fahrer in Berlin soll er ermahnt haben: „Fahr langsam, Junge, wir wollen gesehen werden.“ So muss es ihn tief getroffen, dass er als Schauspieler nicht mehr gefragt war. Er übernahm nun auch Nebenrollen in zweitklassigen Filmen. Sein letzter Satz im letzten Film lautete: „Das ist das Ende.“ Weiterhin nahm er Theaterengagements an, die aber über seine Kräfte gingen. Er brauchte das Rampenlicht ebenso wie den Cognac und nutzte jede Gelegenheit, auf einer Bühne zu stehen. Michaela Krützen hat in einer Dissertation diagnostiziert, dass sich Albers am Lebensende „auf dem Tiefpunkt seiner Karriere“ befand.
„La Paloma adé“
Anfang März 1960 brach Hans Albers auf der Bühne eines Wiener Theaters mit schweren inneren Blutungen zusammen. Seine letzten Lebenswochen verbrachte er in Kliniken am Starnberger See. Er, der im Film keine Furcht gezeigt hatte, fürchtete sich vor dem Tod: „Ein großes schwarzes Loch - dann das Vergessen.“ Er starb am 24. Juli 1960. Beigesetzt wurde Albers auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Er hatte Hansi Burg gesagt: „Bayern ist ein wunderschönes Land und der Starnberger See ist ein romantischer Flecken. Ich bin glücklich hier. Aber wenn ich mal sterbe, möchte ich nicht in Tutzing auf dem Friedhof liegen. Dann soll es Hamburg sein, in meiner Vaterstadt.“ Mehr als 10.000 Trauernde folgten dem Sarg und lauschen dem Lied, das Albers berühmt gemacht hatte: ,,Einmal wird alles vorbei sein ... La Paloma adé!"
Hansi Burg musste das Erbe von Hans Albers erst erstreiten, weil die beiden nicht verheiratet gewesen waren. Dann meldete sich das Finanzamt und verlangte 48 Prozent Erbschaftssteuer, weil die Erbin nicht die Ehefrau des Verstorbenen war. Hansi Burg lebte bis zu ihrem Tod am 14. März 1975 in der Villa am Starnberger See. Wie eng sie sich mit Hans Albers verbunden fühlte, kann man auf dem Friedhof in Tutzing feststellen. Obwohl die beiden nie geheiratet hatten, steht auf ihren Wunsch auf dem Grabstein der Name „Hansi Burg-Albers“. Sie starb einsam. Eine langjährige Freundin war bei ihrer Beisetzung der einzige Trauergast.
Hamburg hat 1964 einen Platz mitten in St. Pauli nach Hans Albers benannt. Der bekannte Künstler Jörg Immendorff hat 1986 für den Platz eine Bronzestatue des Schauspielers mit Schifferklavier geschaffen. Das Geburtshaus von Hans Albers in der Langen Reihe 71 ist erhalten geblieben. Eine Tafel neben dem Hauseingang informiert darüber, dass er hier das Licht der Welt erblickt hat.
Aus:
Frank Kürschner-Pelkmann
Entdeckungsreise in die Welt der Hamburger Originale
ISBN 978-3-98885-248-9
336 Seiten, 15,95 Euro