Einleitung

 

Es gibt Alternativen! So lautet die Botschaft von Kritikern des gegenwärtigen Globalisierungsprozesses. Dies ist eine gute Nachricht für alle, die zu den Verlierern der bisherigen Globalisierung gehören, und für alle, die erkannt haben, dass allein schon aus ökologischen Gründen das jetzige Wirtschaftssystem auf den Abgrund zusteuert. Bisher erwecken die Verfechter der vorherrschenden Globalisierung mit einigem Erfolg den Eindruck, dass es keine Alternative zu diesem Prozess gäbe oder doch nur die Alternative, arbeitslos und arm am Rande zu stehen, während der Rest der Gesellschaft und der ganzen Menschheit durch die Globalisierung reich würden. Der Niedergang des sozialistischen Systems in Mittel- und Osteuropa (wie sozialistisch es auch tatsächlich gewesen sein mag) hat den Eindruck verstärkt, es gäbe keine lebenswerte Alternative zum Globalisierungsprozess, welcher in manchen Beschreibungen die Qualität eines Naturprozesses annimmt. Tatsächlich ist die Globalisierung nur eine von vielen Möglichkeiten, das wirtschaftliche und soziale Leben zu gestalten, und dass sie die Beste sein soll, ist eine Glaubensüberzeugung, die ihre Verfechter mit großer Hartnäckigkeit verbreiten.

 

Es ist einleuchtend, dass der erste Schritt auf dem Weg zu Alternativen eine profunde Analyse der gegenwärtigen ökonomischen und sozialen Prozesse auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene ist. Wenn wir die Bücher der biblischen Propheten lesen, können wir feststellen, wie sie die Missstände und Hoffnungszeichen ihrer Gesellschaft genau kannten, aber sich auch mit internationalen Konstellationen auskannten. Dies kommt zum Beispiel darin zum Ausdruck, wie der Prophet Jeremia seinem König eine baldige Niederlage und ein Scheitern des Versuchs voraussagte, die Großmächte gegeneinander auszuspielen.

 

In diesem dritten Teil der Studie zu Globalisierungsfragen wird an einigen Beispielen gezeigt, wie sich dieser Prozess nicht nur auf die Ökonomie, sondern auf alle Lebensbereiche auswirkt und wie eine Analyse dieser Prozesse eine Grundlage für die Suche nach Alternativen bietet. Die andere Grundlage bildet für Christinnen und Christen die Bibel, die auch nach mehreren Tausend Jahren eine klare Orientierung für das Handeln in der Welt gibt. Exemplarisch soll in dieser Veröffentlichung an einigen Wirtschafts- und Lebensbereichen deutlich werden, wie eine Darstellung von Missständen und ihrer Ursachen, eine Orientierung an der biblischen Verheißung und das Lernen von Menschen in allen Teilen der Welt viele hoffnungsvolle Wege zu einer anderen Globalisierung eröffnen. Der Traum von einem anderen Leben muss kein Traum bleiben, denn es ist der Traum von vielen Millionen Menschen, die im gegenwärtigen globalen Markt keinen Platz haben oder die nicht an einem System mitwirken wollen, das krasse Not nicht beseitigt und das die natürlichen Grundlagen des Lebens zerstört. Ich hoffe, dass die Studie einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Diskussion über lebenswerte Alternativen voranzubringen. Sie muss auf den in dieser Veröffentlichung behandelten Themenfeldern weitergehen, aber zum Beispiel auch im internationalen Finanzbereich, zu dem es bereits zahlreiche Veröffentlichungen und Vorschläge gibt.[1]

 

Ich möchte an dieser Stelle den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Studien und Öffentlichkeitsarbeit des EMW danken, die mit großer Langmut hingenommen haben, dass diese Studie weit umfangreicher als zunächst geplant wurde und dass sie auch nicht in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen werden konnte. Sie haben mich bei der Arbeit beraten und ermutigt, und beides war nötig, um diese umfangreiche Arbeit abzuschließen. Ein Dank geht auch an meine Frau, ohne deren Unterstützung die Veröffentlichung der drei Bände nicht in dieser Weise möglich gewesen wäre.

 

Frank Kürschner-Pelkmann

 

 

Dieser Text ist der 2002 erschienenen Studie „Visionen und kleine Schritte – Auf dem Weg zu einer anderen Globalisierung“ entnommen, die das Evangelische Missionswerk in Deutschland herausgegeben wurde.

 

 

 

© Evangelisches Missionswerk in Deutschland, Hamburg

 

 

 

 

 



[1] Dieser Bereich bildet zum Beispiel einen Schwerpunkt in dem Buch von Ulrich Duchrow/Franz Josef Hinkelammert: Leben ist mehr als Kapital, Oberursel 2002