Die Gletscher der Alpen schmelzen immer rascher

 

Die Schweizer Gletscher haben binnen 10 Jahren ein Fünftel ihres Volumens verloren. Das haben Berechnungen der Schweizer Akademie der Wissenschaften ergeben, die 2018 veröffentlicht wurden (Link). Die Gletscherschmelze war wegen des heißen Sommers 2018 besonders stark. Und diese Steigerung wäre ohne den starken Schneefall und die damit verbundene Eisbildung im Winter 2017/2018 noch höher ausgefallen. Die Gletscherzunge des Morteratschgletscher im Oberengadin hat sich seit 1850 um drei Kilometer zurückbewegt – und dieser Prozess hat sich in den letzten Jahren deutlich beschleunigt. Zurück bleiben Geröllfelder.

 

Von den früher mehr als 2.000 Gletschern der Schweiz sind seit den 1970er Jahre mehr als 700 verschwunden, ein Prozess, der unter den gegenwärtigen Klimabedingungen nicht rückgängig zu machen ist. Im Gegenteil, das „Gletschersterben“ geht weiter und ist ein unübersehbares Zeichen für den Klimawandel in der Schweiz. Die Gletscher-Initiative  fordert deshalb, dass die Schweiz bis 2050 gänzlich auf klimaschädliche Emissionen verzichtet und weitestgehend auf fossile Brenn- und Treibstoffe im Verkehr verzichtet.

 

In Österreich schrumpfen fast alle etwa 900 Gletscher und ihre Stärke nimmt mittlerweile durchschnittlich um einen Meter im Jahr ab. Im heißen Sommer 2003 stiegen die Temperaturen in den österreichischen Alpen selbst in 3.000 Metern Höhe auf über 20 Grad. In dieser Zeit schmolz doppelt so viel Eis des Pasterzengletschers auf dem Großglockner wie in anderen Jahren. Der Wasserstand im Speichersee unterhalb des Gletschers erhöhte sich zeitweise um 1,4 Meter am Tag. Es ist einleuchtend, dass in der Phase des Abschmelzens der Gletscher besonders viel Wasser in die Seen und Flüsse gelangt – und umso unsinniger und gefährlicher sind die Behauptungen, die hohen Wasserstände in den europäischen Gewässern würden beweisen, dass bei uns keine Wasserknappheit möglich sei.

 

Im Juli 2019 berichtete die österreichische Tageszeitung „Die Presse“, dass die Gletscher am Dachstein immer schneller schmelzen und in zehn bis zwanzig Jahren ganz verschwunden sein werden. Die Klimaforscherin Kromp-Kolb wurde so zitiert: „Je weiter der Prozess fortschreitet, desto rascher schmilzt das Eis. Felsen, die freigelegt werden, reflektieren das Sonnenlicht nicht und erwärmen sich.“ (Link) Sie fordert, endlich konkrete Maßnahmen gegen die Klimakrise zu ergreifen.

 

Greenpeace und die Gesellschaft für Ökologische Forschung haben 2002 eine Fotostudie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gletscher der Alpen veröffentlicht. Sie haben Hunderte alter Fotos und Bilder mit der aktuellen Situation verglichen. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass sich die Fläche der Gletscher seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1975 um etwa ein Drittel vermindert hat und das Volumen auf die Hälfte geschrumpft ist. Seither hat das Eisvolumen noch einmal um 20 bis 30 Prozent abgenommen. Green­peace-Klimaexperte Wolfgang Lohbeck stellte zu den Ergebnissen der Studie fest: „Der Gletscherschwund ist ein Alarmzeichen für die drohende Klimakatastrophe. Wenn die globale Erwärmung wie bisher fortschreitet, werden die Alpengletscher gegen Ende dieses Jahrhunderts fast verschwunden sein.“

 

Eine im Frühjahr 2019 veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der angesehenen ETH Zürich kam zum Ergebnis, dass bis 2050 die Hälfte der Alpengletscher verschwunden sein wird. Mit entschlossenen Klimaschutzmaßnahmen, die den Temperaturanstieg unter 2 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt, kann aber nach diesen Berechnungen ein knappes Drittel des Gletschervolumens der Alpen erhalten werden.

 

© Frank Kürschner-Pelkmann