Das Königreich und die Propheten

 

Eine Machtverschiebung unter den Großmächten, in diesem Falle die Schwäche und der Rückzug Ägyptens und Assyriens, führten zu Kriegen in dem entstandenen Machtvakuum an ihrer Peripherie (eine Erfahrung, die in der heutigen Welt nach den Umbrüchen 1989 zu beobachten war und ist). Sie erlaubte kleinen Völkern, sich vorübergehend von der Herrschaft ihrer mächtigen Nachbarn zu befreien. Damit verschärften sich aber auch die Konflikte zwischen den kleinen Staaten, die um Einfluss und oft auch das bloße Überleben kämpfen mussten. In dieser Situation waren die Kleinstädte der Israeliten, die nur locker zusammenarbeiteten, den straff organisierten kleinen Königreichen der Umgebung unterlegen. Auch sie brauchten einen zentralen Staat, um die Konflikte zu bestehen, so die Auffassung der militärischen Führer.[1]

 

König Saul konnte im 10. Jahrhundert v. Chr. einen eigenen Staat gründen, den König David zu einem auch flächenmäßig großen Land ausdehnte. Mit der Eroberung Jerusalems wurden die früheren Nomaden nun selbst zu einer politischen Macht, wenn auch nur von regionaler Bedeutung.[2] Die Herrschaft der Könige war nicht unumstritten, denn sie bedeutete eine starke Einschränkung der bisherigen Selbstständigkeit der einzelnen Städte und Stämme, ebenso der einzelnen Familien, die nun hohe Steuern zahlen und Frondienste leisten mussten. Und das löste ihren – auch religiös begründeten – Protest aus. Dazu schreiben die lateinamerikanischen Befreiungstheologen Marcelo de Barros Souza und José Luis Cravias: „Die Not der Bauern aufgrund der Zwangsarbeit in den Städten lässt die Gemeinden immer wieder an die Arbeit und an die Unterdrückung denken, welche ihre hebräischen Vorfahren in Ägypten erlitten hatten, als sie für die Pharaonen Paläste bauen mussten, aber auch daran, wie Gott Babylon in Schutt und Asche gelegt hatte. Alles das erzählten sie sich unentwegt.“[3]

 

Ulrich Duchrow erinnert im Zusammenhang mit der Inthronisierung von Königen davon, dass die ursprüngliche Mission, nicht wie die anderen Völker zu werden, verraten worden ist.[4] Um das neue Herrschaftssystem durchzusetzen, bedurfte dieser neue Staat – wie alle Staaten seiner Zeit – einer soliden religiösen Absicherung. Der Gott Jahwe wurde nun vom reinen Kriegsgott stärker zu einem Gott, der auf der Seite des neuen Staates stand.[5] Dass dabei die ägyptische Königstheologie Pate stand[6], wird oft verschwiegen, belegt aber, wie der Einfluss globaler Mächte sich auf kleinere Länder in die Richtung auswirken kann, dass autoritäre Herrschaft gefestigt und legitimiert wird.

 

Jahwe – für die Propheten kein Gott der Mächtigen

 

Die enge religiöse Verbindung zwischen den Völkern der Region zeigt sich darin, dass der Jahwe-Glaube ursprünglich vermutlich bei den Midianitern verbreitet war, mit denen die Israeliten aber oft in Feindschaft lebten, sodass dieser Ursprung in den biblischen Schriften unerwähnt blieb.[7] Ein „übernommener“ Gott hätte auch nicht zum Bild eines Staats- und Nationalgottes gepasst. Jahwe wurde in der Zeit des Königreichs zum unbestrittenen Hauptgott, aber daneben wurde in den Familien weiter zu den Göttinnen und Göttern gebetet, die schon das Leben der Vorfahren begleitet hatten.

 

Dies macht deutlich, dass die Grundlagen des jüdischen und dann des christlichen Glaubens an einen Gott inmitten einer religiösen Vielfalt und eines religiösen Austausches gelegt wurden. Diese Erkenntnis kann dazu veranlassen, den eigenen Glauben im Kontext und Konzert vieler Glaubensvorstellungen auf der Welt wahr- und ernst zu nehmen, ohne in eine Beliebigkeit zu verfallen. Als weiterer Beleg sei hier angefügt, dass der berühmte Tempel Salomos in Jerusalem sich am sogenannten nordsyrischen Tempeltyp orientierte, der den jüdischen religiösen Bedürfnissen angepasst wurde.[8]

 

Jahwe ließ sich nicht ohne Weiteres zu einem Gott machen, der den Status quo des zentralen Staates legitimierte und religiös überhöhte, so die Erfahrung in der Königszeit.[9] Er blieb ein Gott, der auf der Seite derer stand, die sich für Solidarität unter den Menschen einsetzt, der also ein übermäßiges Macht- und Reichtumsgefälle unter den Menschen verhindern wollte. So jedenfalls verstanden viele Propheten die Botschaft ihres Gottes und zögerten nicht, Machtansprüche der politischen Führung und der reichen Oberschicht mit religiösen Argumenten infrage zu stellen.[10] Die vier Jahrhunderte lang, die der davidsche Staat und dann die Staaten Juda und Israel bestanden, blieben die Propheten und ihre Anhänger ein Ärgernis für die, die Jahwe gern zum Gott der Mächtigen gemacht hätten.

 

Einer der auch noch heute viel zitierten Prophetentexte der Königszeit, die Unrecht und wachsende Kluft zwischen Arm und Reich anprangerten, ist das Buch Micha.[11] Micha sagte voraus, dass Jerusalem wegen der Übeltaten der Reichen und Mächtigen untergehen werde: „Darum wird Zion um euretwillen wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.“ (Micha 3,12)

 

Micha: Gott als Herrscher der ganzen Welt

 

Nach dem heutigen Erkenntnisstand ist das Buch Micha nicht von einem einzigen Autoren verfasst worden und auch nicht in einer Epoche[12], sondern der eben zitierte Vers stammt vermutlich aus dem 8. Jahrhundert vor Christus (wie vermutlich insgesamt das 1.-3. Kapitel), während weitere Kapitel aus der Zeit des Exils und der Nachexilszeit stammen. Aber diese Texte sind nicht zufällig zusammengestellt worden, sondern es handelt sich um eine konzeptionell wohldurchdachte Fortschreibung, die die Grundintentionen des Propheten Micha für die jeweilige Zeit aufnimmt.[13]

 

Es kommen weitere Themen hinzu, so das Verhältnis Israels zu den anderen Völkern. Wahrscheinlich bedingt durch die Erfahrung des Exils, wo die eigene Identität als Volk gefährdet war, wurde der Gott, der die Israeliten auserwählt hat, mehr denn je als Herrscher der ganzen Welt wahrgenommen.

 

Die Zukunft der anderen Völker, so eine zentrale Aussage des Buches Micha in dieser Zeit, wird sich an ihrem Verhältnis zu Israel entscheiden: „Und ich will mit Grimm und Zorn Vergeltung üben an allen Völkern, die nicht gehorchen wollen.“ (Micha 5,14) Hier spricht der Vertreter eines verfolgten und gedemütigten Volkes, der fest überzeugt ist, dass Gott und nicht die gewalttätigen Beherrscher von Weltreichen das letzte Wort haben wird.[14]

 

So kann es nicht überraschen, dass die Micha-Texte zu den geliebten Texten der heutigen Unterdrückten in Lateinamerika gehören. Das soziale Unrecht und die Unterdrückung durch die Herrschenden sind auch heute noch alltägliche Erfahrungen und ermöglichen eine Identifikation mit den armen Schichten der Israeliten und der prophetischen Literatur, die für sie Partei ergreift. Rainer Kessler schreibt in seinem Micha-Buch hierzu: „Besonders in der vom entwickelten Norden abhängigen Welt des Südens werden viele Vorgänge so erfahren, dass die Texte eines Micha unmittelbar zu sprechen beginnen.“[15]

 

Es lässt sich sogar sagen, dass die lateinamerikanische Befreiungstheologie ganz entscheidend durch die Beschäftigung mit prophetischen Texten wie dem Micha-Buch geprägt worden ist.[16] Ebenso sind Micha-Texte für Christinnen und Christen in Afrika und Asien, die für Gerechtigkeit und Menschenrechte kämpfen, von zentraler Bedeutung.[17]

 

Es gibt aber auch in der Ersten Welt Bemühungen, auf die prophetischen Worte Michas zu antworten, wobei der Satz „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Micha 6,8) als besondere Herausforderung wahr- und angenommen wird. Helmut Gollwitzer hat diesen Satz so verstanden, dass es dabei heute auch um unser Verhältnis zum Süden der Welt geht: „So sieht heute unsere praktische Antwort aus auf das, was Gott von uns fordert. Wir erkennen die Ungerechtigkeit, in der wir leben und an der auch wir beteiligt sind in dieser reichen, an der Weltausbeutung teilnehmenden Bundesrepublik. Wir können uns dabei nicht mehr beruhigen, sondern müssen etwas tun für eine bessere Welt ... So gehört Beten und Tun, wie in jenem Bonhoeffer-Wort zusammen: Wir beten, dass uns das rechte Tun gezeigt wird und dass wir es dann wirklich tun, und im Tun fangen wir wieder an zu beten um den Segen für dieses Tun.“[18]

 

Michas Auseinandersetzung mit dem Unrecht im eigenen Land und jenen Herrschern und Völkern, die andere unterdrücken, ist ein Schlüsseltext für die prophetische Kritik an politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen, die auf globale Herrschaft oder doch zumindest die Teilhabe als lokaler Vertreter der Weltherrscher abzielen. Dies konnte hier nur angedeutet werden und bedarf weiterer Studien. Micha steht nicht allein, sondern die Propheten-Bücher sind insgesamt eine Kritik an Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen, die auf die Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen abzielen, und dies unter Berufung auf den einen Gott, der auf der Seite der Armen steht.

 

Helmut Gollwitzer schreibt zu den Propheten: „Die gesellschaftspolitische Kritik der Propheten erfolgte im Auftrag und im Namen des Gottes Israels. Wenig anderes ist für diesen Gott so typisch wie diese Haltung. Und das, was daraus in den biblischen Rechtsbüchern wird, ist nicht irgendetwas von dem vielen, was zu überholten und zeitgebundenen Vorstellungen gehören konnte. Hier, wo der Wille Gottes als Gabe und Forderung schriftlich formuliert wurde, entstand der Kern dessen, was dann Bibel und Kanon wurde. Bei den Urteilen über soziale Ungerechtigkeit und der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit geht es um unaufgebbare Züge im biblischen Gottesbild. Scharf gesagt: Was bei der Untersuchung der Bibel mit dem Maßstab eines bestimmten Typs moderner Wirtschaftswissenschaften herauskommt, ist die Unvereinbarkeit eines solchen Gottes mit diesem Typ freier Marktwirtschaft ... Das ist wirklich so. Das ist mit Gesetz und Propheten nicht vereinbar.“[19]

 

Die Auseinandersetzung der Propheten und der Könige mit den globalen Mächten ihrer Zeit

 

Die Prophetenbücher sind fast alle in der Auseinandersetzung mit den globalen Mächten der damaligen Zeit entstanden. Jeremia wirkte in einer Zeit als Prophet, als Assyrien und Ägypten um die Vorherrschaft in der Region kämpften; Hesekiel setzt sich mit den Erfahrungen der babylonischen Gefangenschaft auseinander; das Buch Hosea ist auf dem Hintergrund der katastrophalen Bündnispolitik des Nordreiches entstanden; bei Joel finden wir eine scharfe Auseinandersetzung mit den globalen politischen Mächten seiner Zeit; Jona wird von Gott in das Zentrum einer globalen Macht geschickt, den assyrischen Regierungssitz Ninive, den Hintergrund für das Buch Nahum bildet die Zerstörung Ninives und damit der Herrschaft der Assyrer; Daniel schreibt auf dem Hintergrund der Auseinandersetzungen in der Zeit seit dem Anbruch der Herrschaft Alexanders des Großen.[20]

 

Die Prophetenbücher können auch – wenn auch nicht nur – als religiöse Antwort auf die Herrschaft der anscheinend übermächtigen "globalen" Mächte verstanden werden.[21]  Die religiöse Kritik der Propheten in der Königszeit ist nicht zu trennen von der Unzufriedenheit großer Teile der Bevölkerung mit einem Staat, der zentralistisch organisiert war und für dessen große Bauprogramme die Einwohner immer wieder zur Fronarbeit gezwungen waren. Das Königtum hatte keine Verwurzelung im Volk, sondern wurde ihm – vor allem durch die politisch-militärischen Verhältnisse in der Region[22] – aufgezwungen. Auch das Bevölkerungswachstum und Fortschritte auf wirtschaftlichem Gebiet können die Grundlage dafür geschaffen haben, ein Königtum entstehen zu lassen.

 

Jedenfalls muss die wirtschaftliche Produktion so gesteigert worden sein, dass es erstmals möglich war, größere Überschüsse zu erzielen, die dann – sicher nicht zur Freude der Bevölkerung – in Bauvorhaben, den Unterhalt des Königshofes, den Aufbau einer Verwaltung und ein stehendes Heer investiert wurden. Außerdem gelang es erstmals, sich in größerem Stil am internationalen Handel zu beteiligen, unter anderem mit Erzen, Landwirtschaftsprodukten und Pferden, die in die Nachbarstaaten exportiert wurden.[23]

 

Dass dieses Reich, dessen Einwohner seit vielen Jahrhunderten unterdrückt und marginalisiert worden waren, nun selbst die Nachbarn zu Vasallen machte, zeigt, welche Gefahren mit neu gewonnener Macht verbunden sind – man kann diesen Prozess allerdings auch schlicht als Realpolitik bezeichnen. Die Israeliten passten sich den vorherrschenden Vorstellungen davon an, wie man Macht ausübt und ausbaut (und verloren in diesen Machtkämpfen letztlich auf katastrophale Weise).

 

Die Staatenbildung hat die militärische Abwehrkraft erhöht, einen großen kulturellen Aufschwung ermöglicht, aber auch die sozialen Unterschiede vergrößert. Die Propheten kritisierten deshalb die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und fanden hierfür vermutlich breite Unterstützung in der Bevölkerung. Auf der anderen Seite gab es vielfältige Bemühungen, das neue Königtum religiös zu rechtfertigen. Besonders die Könige David und Salomo wurden gepriesen und in ein pyramidenartiges Gesellschaftsmodell eingeordnet, an dessen Spitze direkt unterhalb von Gott der König stand. (Solche Bibeltexte waren für die Monarchen und ihre Anhänger in späteren Zeiten so attraktiv, dass sie daraus bis in wilhelminische Zeiten die Behauptung ableiteten, das Königs- und Kaisertum beruhe auf göttlicher Gnade.) An verschiedenen Stellen des Alten Testaments wird der König als „Sohn Gottes“ bezeichnet, so in Vers 7 von Psalm 2. Der König setzte auch die Priester am zentralen Tempel des Landes ein, hatte also unmittelbaren Einfluss auf die offiziell verbreitete Theologie.

 

Man ist aus heutiger Sicht leicht geneigt, eine solche Theologie in Bausch und Bogen zu verurteilen, aber es ist zu berücksichtigen, dass sie den Versuch darstellte, in einer existenziell bedrohten Situation einem neuen Staat Stabilität zu geben, der durch Aufstände einzelner Stämme mehrfach auseinander zu fallen drohte. Es ging um das, was wir heute als „nation building“ bezeichnen würden, und wie in der heutigen Situation ist die Frage nicht einfach zu beantworten, welche Rolle Religion bei der gemeinsamen Identitätsfindung haben kann. Fragwürdig wird eine solche Theologie vor allem dann, wenn sie einen Status quo des Unrechts religiös legitimiert. Das war zum Beispiel im Falle der Staatstheologie in der Apartheidzeit in Südafrika so, aber auch in der Zeit des biblischen Königreichs bestand diese Gefahr und dies vor allem angesichts der engen Verbindung von Palast und Tempel.[24]

 

Ein Gott, der die Herrschaft der Könige legitimieren sollte

 

Allerdings hat die lange religiöse Tradition, in der egalitäre Werte und Solidarität ein Zentrum bildeten, dazu geführt, dass sich auch immer Verfechter der anderen Theologie zu Wort meldete, die beharrlich an die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten erinnerten und einen Glauben vertraten, der zur Befreiung führen sollte. Erhard Gerstenberger stellt allerdings in seinem Buch „Theologien des Alten Testaments“ die These auf, dass diese Gruppierung in der Königszeit nicht das Gewicht hatte, das ihr die Verfasser der biblischen Texte im Exil im Nachhinein einräumten.[25]

 

Das schmälert nicht die Bedeutung der religiös begründeten Kritik an einem Herrschaftssystem, das die Armen und Schwachen noch weiter an den Rand der Gesellschaft drängte. Jahwe wurde als religiöse Autorität in Anspruch genommen, um die Reichen an ihre soziale Verantwortung gegenüber den Armen zu erinnern und den Armen zu versichern, dass sie einen Anspruch auf eine Verbesserung ihrer Lage hatten. Es gab also die Gegenposition zu einer Theologie, die die Königsherrschaft uneingeschränkt legitimierte, und beide theologischen Positionen haben Eingang in die Bibel gefunden.

 

Dies belegt erneut, wie fragwürdig es ist, sich auf einzelne Bibelverse zu berufen, ohne sie in ihrem Kontext zu verstehen. Neben den beiden genannten religiösen Richtungen gab es während der Königszeit weiter den Volksglauben an unterschiedliche Göttinnen und Götter neben Jahwe, und dieser Glaube wurde vor allem in den Familien praktiziert. Außerdem blieb das Nebeneinander mit anderen Völkern und ihren Religionen bestehen.

 

Ein Gottesverständnis, das die Herrschaft eines Königs legitimierte und religiös überhöhte, war kein Novum, sondern bei den Nachbarvölkern der Israeliten weit verbreitet, besonders bei den Weltmächten der damaligen Zeit. Von dem befreienden Gott, der das Volk aus der Knechtschaft geführt hatte, waren diese Staatsreligionen und Staatsgötter allerdings weit entfernt. Wie in anderen Reichen hat dieses Verständnis von einem Staatsgott auch bei den Israeliten nur so lange Bestand gehabt, wie dieses Reich selbst existierte.

 

Ein Gott, der nur noch dazu dient, die Herrschaft der Könige zu legitimieren, steht auf tönernen Füßen. Ein König, der mit Gottes Unterstützung regiert und alle Feinde besiegen soll, hat nicht nur eine fast unbeschränkte Macht, er fällt auch tief, wenn nicht die Siege errungen werden, auf die seine Untertanen einen religiös begründeten Anspruch zu haben scheinen. Und immer siegen, das hat bisher keine Groß- oder Mittelmacht der Welt geschafft. Auch zeigte sich schon vor der ersten militärischen Niederlage, welche verheerenden Auswirkungen ein System auf die Sozialbeziehungen im eigenen Lande hat, das Gehorsam und Unterwerfung fordert. Die Auseinandersetzung mit Theologien, die die Konzentration der Macht in den Händen weniger legitimieren, hat im Zeitalter der Globalisierung eine neue Bedeutung gewonnen.

 

Das Nordreich: Von mächtigen Nachbarn bedroht

 

Wie gefährdet das neue Reich militärisch war, zeigte sich schon während der Herrschaftszeit von König Salomo, der ob seiner Weisheit berühmt war, aber größere Gebietsverluste nicht verhindern konnte. Nach seinem Tode zerfiel das Land in ein Nordreich Israel und ein Südreich Juda mit Jerusalem als Hauptstadt. Diese Spaltung bedeutete bereits den Anfang des allmählichen Niedergangs und schließlich den Untergang der Selbstständigkeit.

 

Im Nordreich regierte zunächst König Jerobeam, der sich angesichts eines großen kanaanäischen Bevölkerungsanteils bemühte, diesem in religiöser Hinsicht entgegenzukommen. Er betrieb das, was man heute als Synkretismus bezeichnet. Das hat ihm in den biblischen Texten, die im Exil geschrieben und später noch einmal bearbeitet wurden, viel Kritik eingebracht. Auch die Tatsache, dass er in Bethel und Dan eigene Heiligtümer (mit goldenen Stieren) schuf in Konkurrenz zum Tempel in Jerusalem, konnte in den biblischen Büchern, die aus Jerusalemer Perspektive geschrieben wurden, nur kritisiert werden. Außerdem wurden die biblischen Bücher geschrieben, nachdem das Nordreich Israel untergegangen war.[26]

 

Das Nordreich war von Anfang an von mächtigen Nachbarn bedroht, aber auch das Südreich Juda war bedroht und wurde kurz nach der Teilung von einem ägyptischen Heer vorübergehend besetzt. Jerusalem wurde erobert und der Tempel geplündert. Die Ägypter zogen sich zwar wieder zurück, aber es war deutlich, welchen Einfluss die Großmächte weiterhin in der Region hatten.

 

Die Lage im Schnittpunkt der Einflusszonen der Herrschenden in Ägypten und dem Zweistromland hatte großen Einfluss auf das politische, wirtschaftliche, kulturelle und auch das religiöse Leben. Die Ägypter, Assyrer, Babylonier und Perser beherrschten nacheinander die Küstenregion und das Bergland von Palästina. Aber auch die kleineren Regionalmächte bedeuteten eine Gefahr für die politisch und militärisch geschwächten Israeliten. Vor allem das Nordreich wurde durch die militärische Stärke und das Expansionsstreben der Könige von Damaskus bedroht. Existenziell gefährdet wurde das Nordreich dann durch den Aufstieg Assyriens zur beherrschenden Macht der Region.

 

Das Nordreich Israel konnte in diesen Auseinandersetzungen nur verlieren. Waren die Assyrer militärisch erfolgreich, bedrohten sie das Land und erzwangen Tribut, zogen sie sich vorübergehend zurück, gewannen die Nachbarstaaten Israels neue Stärke und bedrohten das Land. Die Kriege und Tribute waren schwer zu finanzieren, und die damit verbundenen Belastungen führten zu großen wirtschaftlichen und sozialen Spannungen. Siegfried Herrmann schreibt in der „Geschichte Israels“: „Bedrückung, Betrug, Übervorteilung, Ungerechtigkeit der verschiedensten Art beherrschten den Alltag. Gottesvergessenheit und Lästerung, Überhebung und die Selbstgewissheit, Israel könne nichts passieren, waren verbreitet. Die Propheten redeten dagegen an.“[27]

 

Ungerechtigkeit schwächt einen Staat

 

Zu erwähnen sind hier die Propheten Amos, Hosea und Jesaja, also Propheten, auf die sich auch heute viele berufen, wenn es um Fragen der Gerechtigkeit geht. Franz Segbers schreibt zu dieser Kritik: „Weite Teile der kleinbäuerlichen Bevölkerung gerieten unter direkten Druck der Oberschicht. Diese Entwicklung geißelten die Propheten mit scharfen Worten. Sie kritisierten dabei nicht das ungerechte Verhalten einzelner, sondern unterzogen die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse einer strukturellen Kritik. Das System selbst wurde angeprangert.“[28] Wie deprimierend die soziale Situation war, lässt dieser Vers aus dem 2. Buch der Könige erkennen: „Und es schrie eine Frau unter den Frauen der Prophetenjünger zu Elisa und sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist gestorben; und du weißt ja, dass dein Knecht den Herrn fürchtete. Nun kommt der Schuldherr und will meine beiden Kinder nehmen zu leibeignen Knechten.“ (2, Könige 4,1)

 

Der Kontext, aus dem heraus die Propheten schrieben, ist durchaus mit dem armen Ländern im Süden der heutigen Welt zu vergleichen, in denen sich angesichts von Kriegen und Zins- und Tilgungszahlungen der soziale Zusammenhalt auflöst und nur eine kleine reiche Schicht ein Auskommen hat, während die Masse der Bevölkerung weiter verarmt. Krieg, Zahlungen ans Ausland und soziale Konflikte im Lande selbst schaffen eine Situation, in der die Existenz des Staates und das Überleben der einzelnen Menschen akut bedroht sind. Die Beschreibungen, die wir von der letzten Phase des Nordreiches haben, erinnern an die heutigen Verhältnisse in "failes states" wie der Demokratischen Republik Kongo oder Somalia. Ein König des Nordreiches wurde nach sechs Monaten erschlagen, und der Täter machte sich zum neuen König, wurde aber selbst nach einem Monat ermordet ...

 

Ein solcher Staat war dem Angriff der Assyrer schutzlos ausgeliefert, der in der Regierungszeit des Königs Tiglat-Pileser III. (von 745 v. Chr. an) erfolgte. Dieser König baute das assyrische Großreich systematisch zur dominierenden „globalen“ Macht aus. Zunächst machte er das Nordreich nur tributpflichtig. Die Situation entwickelte sich zur Katastrophe, als das Nordreich sich im Jahre 733 einem Aufstand der Herrscher in Damaskus gegen die Assyrer anschloss. Das Südreich verweigerte sich dieser Koalition, wurde daraufhin von Syrien und dem Nordreich angegriffen und nur verschont, weil ein großes assyrisches Heer sich näherte. Die Herrscher in Jerusalem bekundeten ihre Loyalität gegenüber den Assyrern und wurden zu abhängigen Vasallen. Israel hingegen wurde 722 erobert und zerstört. Immer wieder kam es im Gebiet des früheren Nordreiches und Syriens zu Aufständen gegen die Assyrer, aber deren militärische Überlegenheit war erdrückend. Ein großer Teil der Bevölkerung des zerstörten Nordreiches wurde von den Assyrern deportiert und dort verlieren sich seine Spuren.

 

Ein vergeblicher Versuch, die Konflikte der Großmächte zu nutzen

 

Nach dem Tod des Königs von Assyrien nutzte König Hiskia in Jerusalem die Gelegenheit, die Tributzahlungen an die assyrischen Herrscher einzustellen und sich einem Bündnis gegen diese Großmacht anzuschließen. Es war ein Bündnis, das von Ägypten unterstützt wurde. Die Assyrer entsandten 701 eine große Streitmacht an die Südgrenze ihres Reiches, schlugen das Heer der Ägypter und eroberten trotz heftigen Widerstandes eine Stadt in Juda nach der nächsten. Sie belagerten Jerusalem, aber dann erzwangen Auseinandersetzungen in anderen Teilen des Riesenreiches, die bevorstehende Eroberung zurückzustellen und sich mit der Unterwerfung und Tributzahlung zufriedenzugeben.

 

Juda war schwächer und kleiner geworden, aber war noch einmal der Vernichtung entgangen. Unter König Josia erlebte das Land rund um Jerusalem eine neue Blüte, begünstigt durch eine Schwächeperiode des assyrischen Reiches. So gelang es Josia auch, die Identität des jüdischen Volkes zu festigen und Jerusalem zu seinem unbestrittenen Zentrum zu machen.

 

Wieder waren es Auseinandersetzungen unter den Großmächten, die den Prozess eines Wiederaufbaus des Landes zerstörten. Das Reich der Assyrer wurde 612 durch Meder und Babylonier zerstört. Das ägyptische Reich sandte ein großes Heer, um den verbliebenen assyrischen Reststaat gegen die neuen Herrscher zu unterstützen. Frühere Kriege zwischen Assyrern und Ägyptern schienen vergessen, gemeinsam sollte das neue regionale Machtbündnis bekämpft werden. Das ägyptische Heer zog durch Juda, und hier stellte sich ihm König Josia mit einem kleinen Heer entgegen. Er fiel in dieser Schlacht, die mit dem Sieg der Ägypter und ihrer Kontrolle über Juda endete. Der ägyptische Pharao sorgte dafür, dass mit Jojakim ein König in Jerusalem gekrönt wurde, der die ägyptischen Interessen vertrat. Schon damals war es eine Taktik von Großmächten, in den abhängigen kleinen Staaten Leute an die Macht zu bringen, die ihre Interessen gegenüber der lokalen Bevölkerung vertraten.

 

Juda musste Tribute an die ägyptischen Herrscher zahlen. Das belastete die Bevölkerung schon stark genug, aber König Jojakim – kaum mehr als der Vasall Ägyptens – versuchte, durch eine kostspielige Erweiterung seines Palastes seiner Herrschaft wenigstens äußerlich den Anschein von Größe zu geben. Ähnlichkeiten mit Potentaten zum Beispiel im frankophonen Afrika, die auf das Wohlwollen der französischen Regierung angewiesen sind, aber im eigenen Land um so größeren Pomp zeigen, sind sicher nicht zufällig. Die Bevölkerung nahm den Herrschaftsstil Jojakims nicht widerstandslos hin, und zu einem geistigen Führer dieser Bewegung entwickelte sich der Prophet Jeremia.[29]

 

Er klagte nicht nur die Missstände an, sondern prophezeite dem König auch, dass er ein unehrenhaftes Begräbnis erleben und dass die Stadt Jerusalem und der Tempel zerstört werden würden. Jeremia kritisierte also nicht nur die Haltung des Königs in einzelnen Fragen, sondern stellte dessen Autorität grundsätzlich infrage, wir würden dies heute wohl Fundamentalopposition nennen. Zu diesem Widerstand schreibt Jürgen Kegler: „Die Form des Widerstandes bestand in öffentlichem Auftreten, gerade auch im Tempel, als Kritiker des königlichen Verhaltens, zunehmend dann aber auch der Politik des Königs.“[30]

 

Neben der Frage der sozialen Gerechtigkeit übte Jeremia vor allem Kritik an der Strategie Jojakims gegenüber den globalen Mächten seiner Zeit. Der König versuchte nämlich auf abenteuerliche Weise, eine Großmacht gegen die andere auszuspielen und scheiterte dabei. Tatsächlich wurde die Führung Judas zum Spielball der Großmächte, und dies erwies sich für das Land als fatal. Es gelang den Babyloniern nämlich, ihre Herrschaft zu konsolidieren und die Ägypter in einer Schlacht bei Karkemisch am Euphrat vernichtend zu schlagen. Die Ägypter waren gezwungen, die Herrschaft über Palästina und Syrien nach wenigen Jahren wieder aufzugeben und sich fluchtartig in ihre Heimat zurückzuziehen.

 

© Frank Kürschner-Pelkmann

 

 



[1] Dies war allerdings nicht der einzige Grund für die Schaffung eines Königreiches: „Die Ausbildung einer zentralen politischen Herrschaft ergab sich nicht allein aus der militärischen Bedrohung durch die Philister, der die Milizionäre nicht mehr gewachsen waren, sondern auch aus internen Gründen wie Bevölkerungswachstum, überregionalem Handel und der zunehmenden Differenzierung der Gesellschaft.“ Hubertus Halbfas: Die Bibel, Düsseldorf 2001, S. 141

[2] Zur Beschreibung dieser Epoche in den Königsbüchern vgl. Siegfried Herrmann: Die Schriften des Alten Testaments, in: Siegfried Herrmann/Walter Klaiber: Die Geschichte Israels, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1996., S. 76ff.; wie lokale Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen mit internationalen Verflechtungen in Beziehung stehen, hat Helen R. Graham am Beispiel von König Salomo dargestellt, vgl. Helen R. Graham, Ein salomonisches Modell des Friedens, in: Mary Rosario Battang u. a. (Hrsg.): Theologie des Kampfes, Christliche Nachfolgepraxis in den Philippinen, Münster 1989, S. 202ff.

[3] Marcelo de Barros Souza/José Luis Caravias : Theologie der Erde, Düsseldorf 1990, S. 100

[4] Vgl. Ulrich Duchrow: God or Mammon, Economies in Conflict, in: Mission Studies, Journal of the International Association for Mission Studies, 25/26, S. 43

[5] Vgl. Erhard S. Gerstenberger: Jahwe – ein patriarchaler Gott?, Stuttgart 1988, S. 38ff.

[6] Vgl. Hubertus Halbfas: Die Bibel, a. a. O., S. 159

[7] Vgl. Gerstenberger: Theologien des Alten Testaments, a. a. O., S. 115

[8] Vgl. hierzu Volkmar Fritz: Die Stadt im alten Israel, München 1990., S. 103

[9] Hubertus Halbfas stellt in seinem Buch „Die Bibel“ zur Veränderung des Gottesverständnisses fest: „Die Errichtung des Königtums in Israel war keine organische Weiterentwicklung der bisherigen Geschichte. Sie bewirkte eine religionsgeschichtliche Veränderung, die im königlichen Staatskult die Jahwereligion bis zur Unkenntlichkeit entstellte.“ (A. a. O., S. 141)

[10] Ulrich Durchrow schreibt über die Propheten in der Königszeit: „... den wieder abhängig gemachten Bauern und den Armen wuchs in der prophetischen Bewegung eine Unterstützung zu, die in dieser Form im Alten Orient nicht zu finden ist. Von Elia über Amos und Jesaja bis zu Jeremia versuchten die Propheten, die Machtträger und das Volk daran zu erinnern, dass sie nur darum erwählt sind, weil sie Gottes Gerechtigkeit als Alternative unter den Völkern verwirklichen und so bezeugen sollten (Jes 2,1ff.).“ Ulrich Duchrow: Die unvollendete Befreiung vom imperialen Geist – Kirchen und Theologie am Ende des 2. Jahrtausends, in: Raúl Fornet-Betancourt (Hrsg.): Kapitalistische Globalisierung und Befreiung, Frankfurt am Main 2000, S. 389

[11] Vgl. hierzu u. a.: Franz Josef Stendebach: Einführung in das Alte Testament, Düsseldorf 2001, S. 179ff.

[12] Generell ist festzustellen, dass die Propheten, die sich als heroische Einzelne den Mächtigen entgegenstellten, die Ausnahme waren oder eine spätere Projektion darstellen. Gewiss gab es aber eine breite Opposition gegen die Königsherrschaft, zu deren Sprechern Propheten wurden, auf die ein Kern der prophetischen Kritik zurückgeht, vgl. hierzu u. a. Gerstenberger: Die Theologien des Alten Testaments, a. a O., S. 152ff.

[13] Vgl. Rainer Kessler: Micha, Freiburg 1999, S. 43ff.; Jürgen Ebach: Was bei Micha „gut sein“ heißt, in: Junge Kirche, 5/95, S. 258f.

[14] Zu Recht stellt Rainer Kessler fest, die Aussage, dass sich das Schicksal der Völker an ihrem Verhältnis zu Israel entscheidet, „widerspricht dem Weltherrschaftsanspruch des babylonischen und besonders dann des persischen Reiches, dessen Provinz Juda ist“ (Rainer Kessler: Micha, a. a. O., S. 55).

[15] Rainer Kessler, Micha, a. a, O., S. 69

[16] Vgl. Rainer Kessler: Micha, a. a. O., S. 171ff.

[17] So hat der namibische Theologe Petrus Diergaardt den Vers Micha, 6,8 in den Mittelpunkt seiner Predigt bei seiner Einführung ins Bischofsamt am 3. März 1996 gestellt und an die Erfahrungen des namibischen Volkes gegen Unrecht und Unterdrückung erinnert. Die Predigt endete mit den folgenden Sätzen: „Liebe Gemeinde Jesu Christi, ein wirklicher Aufbau einer Nation kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Beziehung zwischen Gott und den Mitmenschen gesund und tiefgreifend ist. Möge Gott uns helfen, dass wir eine prophetische Kirche bleiben, die weiterhin bereit ist, die Wahrheit auszusprechen, um damit alle Formen der Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Dies wird zum Aufbau einer Wirtschaft beitragen, an der jeder Anteil hat, in der die Armen zufrieden sind, die Heimatlosen ein Haus finden und die Kranken geheilt werden. Ich bitte den Herrn, dass er mir und euch den Glauben gibt, unsere Aufgabe furchtlos auszuführen. Möge der Herr gnädig sein, damit wir seine Erwartungen erfüllen und Gerechtigkeit walten lassen in unserer Suche nach Liebe und nach dem tiefen Glauben an ihn.“ Zitiert nach: VEM-Mitarbeiterbrief, 5-6/96, S. 35; der indische Theologe James Massey schreibt: „... Micha 6:8 needs to be reflected upon in the light of the above background, that includes Micha’s personal life experience, and socio-economic and religious context of his time, which is largely similar to our own time... We have to reflect on the question how much we as a Church, are becoming the instrument of bringing justice to those who in our society are continuously denied their basic human rights.“ (The North India Church Review, Oktober 2001, S. 2

[18] Helmut Gollwitzer: Gott geht es um das Naheliegende, in: Junge Kirche, 11/85, S. 580

[19] Frank Crüsemann: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig, in: Junge Kirche, 11/87; S. 611

[20] Im Kapitel 2 des Buches Daniel wird mit einer Sterndeutung eines Traums von Nebukadnezar von Daniel die damalige politische Szene mit vier Weltmächten gedeutet (sehr wahrscheinlich die Reiche der Babylonier, Meder, Perser und Griechen). Daniel prophezeit den Niedergang des Reiches des Nebukadnezar und von weiteren nachfolgenden Reichen. In Vers 44 kommt er dann zu seiner zentralen Aussage: „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels sein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben.“

[21] Einen knappen Einblick in die Prophetenbücher und ihren sozialen und politischen Hintergrund bietet Siegfried Herrmann in seinem Buchbeitrag „Die Schriften des Alten Testaments“ (a. a. O., S. 110ff.).

[22] Erhard Gerstenberger schreibt hierzu: „Weil Feinde Israel bedrängten und unterjochten, mussten sich die Stämme zu einem straffer organisierten politischen Gebilde zusammenschließen. Gegen die Klein- und Großmächte der Umwelt hatten die israelitischen Stämme auf Dauer keine Überlebenschance.“ Gerstenberger, Theologien des Alten Testaments, a. a O., S. 134

[23] Vgl. Gerstenberger, Theologien des Alten Testaments, a. a O., S. 140

[24] Vgl. hierzu das südafrikanische Kairos-Dokument, u. a. in: Rudolf Hinz/Frank Kürschner-Pelkmann (Hrsg.): Christen im Widerstand, Die Diskussion um das südafrikanische KAIROS Dokument, Hamburg 1987

[25] Vgl. Gerstenberger, Theologien des Alten Testaments, a. a. O., S. 153ff.

[26] Vgl. Hubertus Halbfas: Die Bibel, a. a. O., S. 185ff.

[27] Siegfried Herrmann: Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, a. a. O., S. 81

[28] Franz Segbers: Die Hausordnung der Tora, a. a. O., S. 167

[29] Vgl. Hubertus Halbfas: Die Bibel, a. a. O., S. 249ff.

[30] Jürgen Kegler: Ein Hochverräter im Namen Gottes, in: Junge Kirche, 2/95, S. 98