Das Flottbektal ist mit acht Hektar eines der kleinsten Hamburger Naturschutzgebiete. Es ist aber ökologisch wertvoll und historisch interessant. Die Flottbek,
die kurz vor ihrer Mündung das Tal durchfließt, hat das Schicksal vieler Bäche und Flüsse in Hamburg erlitten. Streckenweise ist die Flottbek ausgetrocknet und entspringt jetzt erst auf dem
Gelände des Hamburger Polo Clubs. Der weitaus größte Teil des Gewässers ist verrohrt. Selbst dort, wo der Bach den Botanischen Garten in Klein-Flottbek quert, ist sie in den Untergrund
verbannt. In der Straße „An der Flottbek“ ist der Fluss nur zehn Meter oberirdisch zu sehen, um dann in einem Rohr zu verschwinden.
Dass die Flottbek überhaupt noch als Fluss erkennbar ist, verdankt sie dem Gutsbesitzer und Aufklärer Caspar Voght. Als er in Flottbek seine „ornamented farm“ nach englischem Vorbild anlegte, bezog er das üppig bewachsene Flottbektal in seinen Landschaftspark ein. Sein Nachfolger Martin Johann Jenisch veränderte in Voghts Gartenreich vieles, bewahrte aber das Flottbektal inmitten der Rasenflächen des Jenischparks.
Unterschiedliche Landschaftsformen
Die Flottbek fließt unter der Elbchaussee hindurch und mündet neben dem Yachthafen in die Elbe. Bei Flut staut sich das Wasser der Flottbek, weil es nicht abfließen
kann, und bei Sturmfluten überschwemmt das Wasser die Uferzonen des Flusses. Das Flottbektal ist damit die einzige verbliebene tidebeeinflusste Talaue in Hamburg. Der südliche Teil des Tals ist
am stärksten vom Tiderückstau beeinflusst und die Ufer sind mit Kopfweiden bewachsen, die gut mit den wechselnden Wasserständen zurechtkommen und bis zu 80 Jahre
alt sind. Aus umgestürzten Bäumen, aus Büschen und Pflanzen wie Pestwurz hat sich am Rande des Flusses eine beeindruckende dichte Vegetation entwickelt.
Im oberen Teil des Naturschutzgebietes beherrscht Ried die Auenlandschaft, in der zum Beispiel auch eine große Zahl von Sumpfdotterblumen zu finden ist. Dort, wo die Uferzonen nur selten überflutet werden, haben Erlen einen Lebensraum gefunden. In den höhergelegenen Teilen des Flottbektals haben sich Eschen und Buchen angesiedelt. In dem kleinen, aber vielfältigen Tal findet man eine ganze Reihe seltener und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Vogelbeobachter können hier zum Beispiel den Eisvogel entdecken.
Früher hatte die Flottbek einen bedeutenden Zufluss, die Röbbek. Wie viele Bäche in Hamburg, deren Existenz meist nur noch an Straßennamen abzulesen ist, ist auch die Röbbek weitgehend verschwunden. Immerhin ist die Quelle in einem kleinen verwilderten Wäldchen neben einem Aldi-Parkplatz an der Osdorfer Landstraße zu entdecken. Der Anwohner Klaus Beplat hat sich auf die Spurensuche begeben und die Geschichte und den heutigen Zustand der Röbbek in einem Buch aufgezeichnet.
Unterhalb des Quellteichs ist der Bachverlauf nicht mehr zu erkennen, weil die Röbbek in Röhren unter einem Wohngebiet hindurchgeführt wird. Dass noch Wasser durch die betagten Röhren fließt, erfahren immer wieder Villenbesitzer, deren Keller durch austretendes Wasser durchfeuchten. An der Straße Papenkamp fließt das wenige Wasser, das dort noch ankommt, in einen Teich auf einem Privatgrundstück und vereint sich dort mit der Flottbek.
Das Flottbektal steht seit 1982 unter Naturschutz. Mehrere Wege ermöglichen es, dieses reizvolle Tal mit seiner üppigen Vegetation und seinen seltenen Pflanzen- und Tierarten kennenzulernen. Von hier aus ist es möglich, durch den Jenischpark bis zum Jenisch-Haus zu wandern.
Aus: Frank Kürschner-Pelkmann
Entdeckungsreise entlang der Elbchaussee
Mit dem Linienbus 112 von Altona bis Blankenese
Rediroma Verlag 2024, 342 Seiten mit zahlreichen Farbfotos, 31,95 Euro
Hinweis: Die Fotos zu diesem Beitrag sind nur im gedruckten Buch zugänglich.