Moderne Gartenwelten

 

Die Gärten des 20. und 21. Jahrhunderts werden geprägt durch den technischen Fortschritt und den Prozess der Globalisierung. Rasenmäher, Pumpen und viele andere Hilfsmittel haben die Arbeit der Gärtnerinnen und Gärtner erleichtert, und die Verfügbarkeit von Pflanzen aus aller Welt sowie die Übernahme von Stilelementen aus weit entfernten Kulturen haben zu einer größeren Vielfalt geführt, gewissermaßen zum Multikulti-Garten. Zugleich ist die Wertschätzung alter Gärten wieder gestiegen, sodass viele historische Gärten unter großem Aufwand wieder hergestellt werden. Viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer orientieren sich bei der Anlage ihrer Hausgärten an historischen Vorbildern wie den Bauerngärten. Andere stellen die Gestaltung unter ein bestimmtes Thema und gestalten zum Beispiel einen Wasser­garten.

 

Ein international berühmter Landschaftsarchitekt, der Wassergärten gestaltet, ist der Neuseeländer Anthony Paul, der in Südengland lebt. Anthony Paul bezieht stehendes und fließendes Wasser in perfekter Weise in seine naturnahen Gärten ein. Teiche und Wasserläufe tragen wesentlich zur Lebendigkeit seiner Schöpfungen und dazu bei, dass ein zentrales Anliegen seiner Arbeit erfüllt wird: „Wenn man kein Glück im Garten findet – wo könnte man es dann finden?“

 

Dem würde der japanische Gartenkünstler und Zenpriester Shummyo Masuno sicher zustimmen, auch wenn seine Gärten gänzlich anders aussehen. In einem seiner berühmtesten Gärten, dem Garten des Kochimachi Kaikan, hat er Wasser, das in Kaskaden eine Mauer hinabströmt, verbunden mit einem Trockenlandschaftsgarten, in dem die Wellen des Wassers mit Steinen nachempfunden werden, die in eine Landschaft von Felsbrocken eingefügt sind. Masuno nimmt in seinen Gärten japanische und buddhistische Traditionen auf und will gestressten Großstadtbewohnern mit seinen Wassergärten mitten im Getriebe der japanischen Großstädte Oasen der Ruhe und Besinnlichkeit anbieten.

 

Auch in Deutschland hat Wasser eine große Bedeutung in vielen neu gestalteten Gärten gewonnen, etwa dem „Garten der Elemente“ des Architekten Jacques Eric Richard für eine Gartenausstellung in Karlsruhe im Jahre 2006. Ein Brunnen steht im Zentrum dieses Gartens, und dass Wasser eine entscheidende Rolle spielt, begründet der Gartenkünstler so: „Wasser ist die Stimme des Gartens.“

 

Bei der ganzen Vielfalt moderner Gärten ist die biblische Erfahrung erhalten geblieben, dass die Bewahrung eines Paradieses mit viel Arbeit verbunden ist, nicht zuletzt mit dem Wässern der Pflanzen in niederschlagsarmen Zeiten. Zu den Dichtern der Neuzeit, die die Bedeutung des Bewässerns für sich entdeckt haben, gehörte Bertolt Brecht. Im kalifornischen Exil wässerte er gern und intensiv den Garten und schrieb ein Gedicht zum Thema „Vom Sprengen der Gärten“:

 

O Sprenget den Garten, das Grün zu ermutigen!

Wässern der durstigen Bäume! Gib mehr als genug. Und

Vergiss nicht das Strauchwerk, auch

Das beerenlose nicht, das ermattete

Geizige! Und übersieh mir nicht

Zwischen den Bäumen das Unkraut, das auch

Durst hat. Noch gieße nur

Den frischen Rasen, oder den versengten nur:

Auch den nackten Boden erfrische du.

 

 © Frank Kürschner-Pelkmann